Romane

Geld macht nicht glücklich , sondern verrückt!

Die Flanagans, die Protagonisten in Elizabeth Kellys Debütroman, lediglich als "verrückt" zu bezeichnen wäre noch untertrieben; Attribute wie "unzurechnungsfähig" und "reif für die Anstalt" kämen der Wirklichkeit schon etwas näher. Die kanadische Journalistin, die schon mehrfach mit dem National Magazine Award ausgezeichnet wurde, hat mit "Die verrückten Flanagans" einen Roman geschrieben, der sowohl belustigt und zum Kopfschütteln verleitet als auch zu Tränen rührt.

Collie Flanagan ist der älteste Sohn von Charlie, einem irischen Frauenheld und notorischen Trunkenbold, und seiner Frau Anais, überzeugte Marxistin und einzige Tochter des Medienmoguls Peregrine Lowell, von allen nur "der Falke" genannt. Collie und sein jüngerer Brüder könnten nicht unterschiedlicher sein: Während Collie strebsam, fleißig und gut in der Schule ist, fliegt der Draufgänger Bingo reihenweise von allen guten Schulen des Landes. Trotz seines - objektiv betrachtet - guten Benehmens ist Collie eindeutig das schwarze Schaf in seiner unangepassten Familie, die sich in ihrem Zuhause auf Martha`s Vineyard ständig mit einem Rudel Hunde umgibt und Brieftauben züchtet, die allesamt Namen von irischen Freiheitskämpfern tragen.

Ehrgeiz und Erfolg sind die denkbar schlechtesten Eigenschaften, die ein Flanagan besitzen kann, denn obwohl Collies Mutter jegliche Art von Kapitalismus verabscheut, lebt sie nur zu gerne von dem Geld ihres erfolgreichen Vaters. Arbeiten muss bei den Flanagans eigentlich keiner. Das Geld wird lieber in diverse Hobbys und Alkohol investiert. Dieses sorglose Gefüge wird in seinen Grundfesten erschüttert, als Bingo bei einer Höhlenwanderung ums Leben kommt. Nicht genug, dass Collie untätig zusehen muss, wie sein Bruder ertrinkt, seine Familie macht ihm auch noch unmissverständlich klar, dass der falsche Bruder überlebt hat. Collies Verlust wäre für die Familie leichter zu verkraften gewesen als der seines faulen und großmäuligen Bruders.

Mit diesem Schuldkomplex beladen versucht Collie fortan seinen Platz im Leben zu finden. Einmal versucht er, seinem verstorbenen Bruder ähnlicher zu sein, lockerer zu werden und sich als Frauenheld einen Namen zu machen. Dann wieder schlägt er genau die andere Richtung ein, sagt sich von seiner verrückten Familie los und begibt sich in die zielstrebigen und strengen Hände seines Großvaters, zu dem er nur mühsam eine wirkliche Beziehung aufbauen kann.

Collies Weg bis zum renommierten Arzt und mit sich selbst zufriedenen Menschen ist lang und steinig, aber Elizabeth Kelly weiß, diese Geschichte mit Humor, Tiefgang und vielen Höhen und Tiefen sehr unterhaltsam und emotional zu erzählen. Von Beginn an sind Collie die Sympathien des Lesers sicher, und gleichzeitig kann man sich nur schwer der bedingungslosen Liebe entziehen, die die Flanagan-Familie im Innersten zusammenhält und die allen Widrigkeiten trotzt. Ein bewegendes Romandebüt!

Sabine Mahnel
22.02.2010

 
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Das Buch:

Elizabeth Kelly: Die verrückten Flanagans. Aus dem kanadischen Englisch von Wolfgang Müller

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München: Blessing Verlag 2010
400 S., € 19,95
ISBN: 978-3-89667-403-6

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