Romane

Ein Stück französische Geschichte literarisch verarbeitet

Die österreichische Autorin Rosemarie Marschner schrieb vier Romane, bis ihr schließlich mit "Das Bücherzimmer" der große Durchbruch gelang. Darin erzählt sie das Leben einer mutigen, jungen Frau vor und während des Zweiten Weltkrieges. Ein Jahr später erschien der Nachfolgeroman "Das Jagdhaus", der Marschners Stellung als ernstzunehmende Schriftstellerin festigte. Vier Jahre mussten vergehen, bis die Autorin ihre Fans nun erneut erfreuen kann - diesmal mit dem historischen Roman "Zu Ehren des Königs".

Das vorliegende Buch erzählt die miteinander verwobenen Lebensgeschichten von Frankreichs "Sonnenkönig" Ludwig XIV. und seinem Wegbegleiter, dem Vicomte Nicolas Foquet. Trotz der Standesunterschiede - der eine ist ein absolutistischer Herrscher, der andere gehört dem Beamtenadel an - kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Ludwig ist erst vier Jahre alt, als er dem mehr als zwanzig Jahre älteren Foquet erstmals begegnet. Damals stand der Tod von Ludwig XIII. kurz bevor und der Sonnenkönig sollte seinem Vater auf den Thron folgen. Auch wenn sie verschiedenen vorgegebenen Lebensläufen folgen, haben sie doch auch Berührungspunkte, die sie zu Verbündeten, zu Weggefährten machen.

Während Ludwig auf seine zukünftige Herrschertätigkeit vorbereitet wird, für sein Handeln Verantwortung übernimmt und trotzdem seine Kindheit (und Freiheit) zu genießen versucht, verläuft Foquets Leben in anderen Bahnen. Aufgrund seiner Herkunft ist Foquet eine Beamtenlaufbahn sicher, die er schließlich 1642 antritt. In seiner Tätigkeit als Intendant lernt er Land und Leute kennen und erhält Einblicke in die unmittelbaren Auswirkungen von Ludwigs politischen Maßnahmen. Im Laufe der Jahre gewinnt Foquet das Vertrauen von Kardinal Mazarin und Ludwig XIV., was seinen raschen Aufstieg in die höhere Beamtenlaufbahn zur Folge hat, die schließlich als Finanzminister ihren Höhepunkt findet. Foquet hat nun einen Posten inne, der sein Ansehen und seinen Ruhm enorm steigert, aber zugleich auch Neid und Missgunst nach sich zieht.

Nicht nur Foquets blitzartiger Aufstieg zum Lehrmeister und Vorbild Ludwigs XIV. ist Gegenstand des vorliegenden Romans, sondern auch seine charmante Wesensart, die ihn zum Mittelpunkt der (adligen) Gesellschaft werden lässt. Im Gegensatz zum König, der sich prächtigen Hoffesten, Vergnügungen und den Künsten hingibt, aber auch von Unsicherheit, Neid und Rivalitätsängsten geplagt wird, gilt Foquet als angenehmer Zeitgenosse, der von schönen Frauen und den größten Künstlern seiner Zeit umgeben ist - sehr zum Missfallen des Königs. Zum Eklat kommt es im Sommer 1661: Foquet gibt auf seinem Anwesen in Vaux-le-Vicomte zu Ehren des Königs ein großes Fest - der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Drei Wochen später folgt die bittere Konsequenz: Foquet wird festgenommen und verurteilt - zu Unrecht nach Meinung seiner Zeitgenossen.

Rosemarie Marschner führt in "Zu Ehren des Königs" den Leser in eine Welt voller Prunk, Glamour und Intrigen - und dies mit solch einer malerischen, bildhaften und poetischen Sprache, dass man beim Lesen dem Eindruck erliegen könnte, selbst durch Frankreichs Schlösser zu wandeln, auf dem Ball mit Hingabe zu tanzen oder die betörenden Blumendüfte im königlichen Garten zu genießen. Damit gelingt es der Autorin, ein Stück Zeitgeschichte lebendig zu machen und zugleich literarisch als grandiose Fiktion erscheinen zu lassen, wie sie schöner kaum hätte sein können. Da bleibt nur zu hoffen, dass nicht noch einmal vier Jahre von Nöten sind, bis Marschner der Öffentlichkeit einen neuen Roman präsentiert. Interessanten Stoff hat die Welt ja genug zu bieten.

Susann Fleischer
21.12.2009

 
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Das Buch:

Rosemarie Marschner: Zu Ehren des Königs

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München: dtv 2009
496 S., € 14,90
ISBN: 978-3-423-24759-7

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