Romane

Coelho schlägt neue Seiten auf

Das neueste Buch des brasilianischen Erfolgsautors Paulo Coelho ist so ganz anders, als man es von diesem Autor erwarten würde. "Der Sieger bleibt allein" hat nichts von der spirituellen Selbstfindungssuche des Beststellers "Der Alchimist" und auch nichts von der magisch-mystischen Atmosphäre seines Buches "Brida". Nein, im neuen "Coelho" dreht sich alles um einen Mörder, der inmitten der Glamour- und Highsociety-Welt der Superreichen sein Unwesen treibt.

Der Mörder, Igor, aus dessen Perspektive hauptsächlich erzählt wird, entstammt selbst der Riege der Milliardäre. Er ist ein russischer Unternehmer, der in seinem Leben beruflich einfach alles erreicht hat: Er baute ein Mobilfunkunternehmen auf und schaffte es, dieses auch durch den Fall der Sowjetunion zu retten und noch mehr Geld zu verdienen. Schon an der Universität lernte er seine große Liebe Ewa kennen. Sie lebte fortan an seiner Seite, als seine Stütze und Freundin. Doch Igor hat eine schlimme Vergangenheit: Er kämpfte für die Russen in Afghanistan und kann die Schrecken, die dieser Krieg in seiner Seele hinterlassen hat, kaum vergessen. Die Auswirkungen der Erinnerungen lassen ihn bisweilen gefühlskalt und sogar psychisch krank erscheinen. Mit den Jahren beginnen Ewa und Igor sich zu entfremden, bis Ewa Igor schließlich für einen anderen Mann verlässt - den sehr erfolgreichen Modedesigner Hamid. Über diesen Verlust kommt Igor nicht hinweg. Er prophezeit Ewa, er werde Welten zerstören, damit sie begreife, wie sehr er sie liebt, und zu ihm zurückkehre. In Cannes, zur Zeit der Filmfestspiele, schlägt Igor zu. Er tötet Menschen, zerstört damit ihre Welten und dies auf so ausgeklügelten Wegen, dass er die örtliche Polizei vor Rätsel stellt. Die unnahbare, heile Glamourwelt ist in Gefahr ...

Um diese Kernhandlung herum gewährt Paulo Coelho seinem Leser Einblicke in die oftmals falsche und hintertriebene Traumfabrik des Filmgeschäfts. Er erzählt von der jungen Schauspielerin, die so gerne ganz groß rauskommen will, von dem Mädchen, das an der Promenade an die Touristen Souvenirs verkauft und dem Filmverleiher, der von der ganzen Stars- und Sternchen-Welt angeödet ist.

Die gewohnten, tiefsinnigen Lebensweisheiten, die für Coelho-Romane eigentlich so typisch zu sein scheinen, wird man hier vermissen. Stattdessen blickt der Rezipient hinter die pompösen Kulissen der Welt der Highsociety. Um schließlich glücklich festzustellen, kein Teil dieser im Grunde so traurigen Gesellschaft zu sein. Interessanterweise zeichnet Coelho auch nach, wie die Buchautoren oft abgezockt werden, wenn ihr Buch verfilmt werden soll. Angesichts dessen, dass vor einiger Zeit in den Medien berichtet worden war, der Coelho-Beststeller "Der Alchimist" solle verfilmt werden, man aber seither von diesem Projekt nichts mehr zu hören bekam, erhält diese Stelle des Romans eine ganz besondere Note. Berichtet hier der Autor aus der eigenen negativen Erfahrung mit der Filmindustrie?!

Paulo Coelhos Roman "Der Sieger bleibt allein" ist ein eher pessimistisches Buch, das die Fassade der Glamour-Welt versucht einzureißen. Der Autor zeigt sich hier von einer ganz neuen thematischen Seite und es gelingt ihm, seine Leser auch diesmal wieder für sich zu begeistern. 

Maria Merten
12.10.2009

 
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Das Buch:

Paulo Coelho: Der Sieger bleibt allein. Aus dem Brasilianischen von Maralde Meyer-Minnemann

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Zürich: Diogenes Verlag 2009
499 S., € 21,90
ISBN: 978-3-257-06719-4

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