Romane

Ein Abend ohne Männer und Kinder , aber voller Offenbarungen

Als Joanne Fedler 2003 sieben Freundinnen - allesamt Frauen, die ihr Leben zwischen Mutterschaft und Arbeit so gut wie möglich zu meistern versuchen - zu einer Pyjama-Party einlädt, steht diesen ein Abend voller Diskussionen über die richtige Erziehungsmethode, tragischer Lebensbeichten und lustig-komischer Momente bevor. Glücklicherweise hat Fedler jene Stunden für Außenstehende so festgehalten, dass nun endlich die vorwiegend weibliche Leserschaft einen denkwürdigen "Weiberabend" erlebt, als wäre sie selbst dabei gewesen.

Endlich kommen die Freundinnen Joanne, Helen, Tamara, Liz, Ereka, Courtney-Jane, Fiona und Louise zu einer feucht-fröhlichen Pyjama-Party zusammen, während Ehemänner und Kinder sich daheim dem allabendlichen "Bettgehritual" stellen müssen - mit Essenmachen, Waschen, Gute-Nacht-Geschichten-Vorlesen und Schmuseeinheiten. Das mannigfaltige Dinner, das Joanne und Helen für die geselligen Stunden vorbereitet haben, ist der Auftakt zu einem Abend, der so manches Geheimnis offenbaren wird. Der reichlich fließende Alkohol fördert zusätzlich den Drang zur Gewissenserleichterung, sodass im Laufe der Stunden öfters verwunderte Ausrufe wie "Was?" und "Ach, ja?" erklingen.

Im Mittelpunkt der nicht enden wollenden Gespräche stehen die Kinder der Freundinnen, die so unterschiedlich sind wie ihre Mütter und doch allesamt eine Gemeinsamkeit haben: Sie fordern die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Mütter und schreien aus vollstem Halse, wenn sie ihren Willen nicht bekommen. Und eben diese Alltäglichkeit bringt die acht Freundinnen viele Male an den Rand des Nervenzusammenbruchs - so nehmen zwei von ihnen sogar Prozac, ein Antidepressivum. Trotz ihrer zahlreichen Unzulänglichkeiten hat jede Frau noch einen Traum, der sich vielleicht eines Tages noch erfüllen wird - sei es Robbie Williams als Lebenspartner, das Sammeln lesbischer Erfahrungen oder ein Partner, der abends daheim ist und sich um das Wohl seiner Gattin kümmert. So vergeht schnell ein Abend zwischen hemmungsloser Völlerei, diskussionsreichen Gesprächen und anregenden Tipps für ein anderes, ein neues Leben, das wohl nie in Erfüllung gehen wird, denn am nächsten Tag bestimmen die lieben Kleinen wieder das Leben jeder Mutter.

Joanne Fedler hat ihren Stoff für "Weiberabend" direkt dem alltäglichen Leben entnommen. In den Gesprächen der Freundinnen wird sich jede Frau - insbesondere Mütter - wiederfinden, sodass man beim Lesen der Vorstellung erliegt, selbst mit dabei gewesen zu sein. Gefördert wird dieser Eindruck dadurch, dass die Autorin ihre Leserinnen direkt anspricht - ganz so als wäre man eine jener sieben Freundinnen, die für wenige Stunden dem alltäglichen Wahnsinn als Mutter entliehen. Eben jenem Aspekt kommt der vorliegende Roman in unterhaltsamer Weise, mit einer exakt dosierten Mischung aus Leichtigkeit, Humor und Ernst, nach. Was möchte man da mehr?

Susann Fleischer
28.09.2009

 
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Das Buch:

Joanne Fedler: Weiberabend. Aus dem Englischen von Katharina Volk

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München: Knaur Taschenbuch Verlag 2009
416 S., € 8,95
ISBN: 978-3-426-63797-5

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