Romane

Der letzte Roman des zweifachen Pulitzer-Preisträgers John Updike

Als 1984 der US-amerikanische Schriftsteller John Updike "Die Hexen von Eastwick" um die drei bezaubernden, leicht schrullig anmutenden Damen Alexandra, Jane und Sukie geschrieben hatte, wusste er zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nicht, mit welch großem Erfolg er rechnen musste. Der Roman stieg kurz nach seiner Veröffentlichung zum Weltbestseller auf und wurde schließlich 1986 mit den drei US-Filmschauspielerinnen Susan Sarandon, Cher und Michelle Pfeiffer in den Rollen der drei Hexen verfilmt. Dies ist nun ein Vierteljahrhundert her und endlich, nach einer langen Zeit des Warten und Hoffens, ist im Jahre 2009 mit "Die Witwen von Eastwick" der Nachfolger erschienen.

Es ist inzwischen 30 Jahre her, dass die drei Damen Alexandra, von ihren beiden Freundinnen stets mit dem Kosenamen Lexa bedacht, Jane und Sukie den fiktiven Ort Eastwick in Rhode Island verlassen haben und mittlerweile sind sie um die 70 Jahre alt. Der Roman setzt zu dem Zeitpunkt ein, als ein trauriges Erlebnis Alexandras Leben verändert, denn ihr zweiter Ehemann ist verstorben. Dieser (schmerzhafte?) Verlust führt zu einer Veränderung in Alexandras Leben. Nun kann sie endlich ferne Länder und Orte besuchen, was sie mit einem ausgedehnten Single-Urlaub in Kanada auch sogleich umsetzt.

Nach ihrer Rückkehr in ihr Heim im Wüstenstaat New Mexiko nimmt sie vorerst ihr "altes" Leben wieder auf, bis sie eines Tages ein Anruf von Jane erreicht. Es wird recht schnell klar, dass Alexandra nicht mehr die einzige Witwe im Dreiergespann ist, denn Janes Ehemann hat inzwischen gleichfalls das Zeitliche gesegnet. Und was tun Frauen in solch einer (schlimmen) Lage: Sie fahren in den Urlaub, nach Ägypten! So zumindest Jane und Lexa. Doch mit diesem zweiten Todesfall ist der Kreis noch nicht geschlossen, denn zu guter Letzt stirbt auch Sukies Gatte. Und so unternehmen die drei Damen eine (vorerst) letzte große Reise nach China. Dort verleben sie eine gemeinsame Zeit, in der sie ihre (magischen) Späßchen treiben, wenn beispielsweise der tote Mao Tse-tung Lexa zuzwinkert oder die berühmte Terrakottaarmee sich zu bewegen beginnt, und doch müssen sie auch erkennen, dass sie nicht mehr die alten Damen von früher sind. Und so endet der Urlaub mit Versprechungen, Kontakt zu halten, die allerdings im Alltag nicht konsequent erfüllt werden können.

Die Zeit geht dahin, bis es schließlich zu einem verhängnisvollen Telefonat zwischen Lexa und ihrer Tochter Marcy kommt. Marcy wurde nämlich von Jane gebeten, ein schickes Appartement für die drei Witwen zu finden, in dem sie für ein oder zwei Monate leben können, wenn sie in ihre Heimatstadt in Eastwick zurückkehren. Anfangs sträubt sich Lexa zwar gegen die Vorstellung, an den Ort des Verbrechens zurückzukehren - ist doch durch ihre Verzauberung die junge Jenny verstorben und sicherlich werden auch so einige andere Menschen die Damen in negativer Erinnerung behalten haben -, aber letztendlich kann sich Lexa zu diesem letzten Abenteuer durchringen.

Es kommt, wie es kommen muss: Lexa, Jane und Sukie kommen in dem Städtchen Eastwick an und stoßen allerorten auf Ablehnung. Viele Frauen haben die drei in schlechter Erinnerung - haben diese doch Ehemänner zum Fremdgehen verführt. Begleitet wird der Aufenthalt von Janes gesundheitlichen Problemen. Nach gewisser Zeit wird die angespannte Situation besonders für Lexa unerträglich, sodass beschlossen wird, den Hexenzirkel wieder aufleben zu lassen. Dieses Mal hingegen soll es um Weiße Magie gehen: Es soll die verkrüppelte Hand eines ehemaligen Liebhabers von Sukie wieder hergestellt werden und einer jungen Frau geholfen werden, endlich schwanger zu werden. Und tatsächlich zeigt die Weiße Magie ihre Wirkung. Aber zugleich zeigt sich auch, dass das Böse von den drei Damen nicht ganz abgewehrt werden kann. Zumindest für Jane kommt es zu einem weniger schönen Lebensende. Bleibt nur die Frage offen, ob für die beiden verbliebenen ein neuer Lebensabschnitt beginnen kann oder sie doch um ihr Leben fürchten müssen.

Der neue Roman um die (ehemaligen) drei Hexen von Eastwick bildet einen gelungenen Abschluss für John Updikes Karriere. Ihm gelingt es in den "Witwen von Eastwick", das Leben dreier alter Frauen in exzellenter prosaischer Weise wiederzugeben. Während der erste Teil "Die Hexen von Eastwick" eher von Handlung geprägt war, legt Updike nun vermehrt Wert auf das Seelenleben der drei Damen. Betonung legt er auf die Verschiedenheit von Lexa, die von Schuldgefühlen wegen begangener Sünden geplagt wird, Jane, die ihr Leben voller Sarkasmus angeht, und schließlich Sukie, deren Welt sich nach wie vor in erster Linie um Männer dreht.

Leider wird die Dynamik der Geschichte ein wenig durch die Konzentration auf Lexa gebremst, denn es hat den Anschein, dass dadurch Jane und Sukie in den Hintergrund gedrängt werden. Zudem ist es schwer vorstellbar, wie Sukie mit beinahe 70 Jahren noch sexuell aktiv ist. Dies wird allerdings durch die bildgewaltige Prosasprache Updikes gemildert. Er zeigt nämlich auf, dass die drei ihre Vergangenheit nicht wirklich ablegen können und doch nur ganz normale Menschen, mit Bedürfnissen und schlechten Angewohnheiten, sind.

John Updike ist am 27. Januar 2009 verstorben, aber er erlebte noch die Veröffentlichung seines letzten Romans in Amerika. Er ist zwar mit seiner "Rabbit"-Reihe bekannt geworden, doch unsterblich machen ihn wohl die zwei "Eastwick"-Romane.

Susann Fleischer
25.05.2009

 
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Das Buch:

John Updike: Die Witwen von Eastwick. Aus dem Amerikanischen von Angela Praesent

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Reinbek: Rowohlt Verlag 2009
416 S., € 19,90
ISBN: 978-3-498-06886-8

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