Romane
Schöne schlimme Welt
Spannend wie ein Krimi, ein bisschen Glamour, stellenweise heiter - Carola Nachtwind zeigt sich in ihrem Roman äußerst vielseitig. Was am Anfang etwas verwirrend erscheint, wird durchweg und konsequent vom roten Faden der Handlung durchzogen - am Ende steht ein solider, spannend erzählter Roman. Vielleicht ist ja auch die Welt der Handlung etwas befremdlich und neu: die Konzertsäle rund um den Globus, Intrigen versus klassischer Musik … Wer meint, nach dem Erleben eines Konzertes kennt er das Business dieses Kosmos’, der irrt. Jenseits von umjubelten Auftritten und harter Probenarbeit scheint es eine ganz eigene Welt zu geben.
Und Carola Nachtwind weiß wovon sie schreibt: Die Österreicherin hat ein Musikstudium in den Konzertfächern Klavier und Klavierpädagogik abgeschlossen und arbeitet als Pianistin, Korrepetitorin und Lehrende für Klavier.
Im Internet sind zum Roman "Die Kreutzersonate oder Fjodors langer Abschied" folgende Stichworte zu finden: Musik; Homosexualität; Klavier; Geige; Liebe. Zwei Musiker lernen sich kennen und lieben, jeder der beiden hat eine Vergangenheit zu bewältigen, verwirrende und verworrene Handlungsstränge lassen den Leser mal ahnen, wie es hinter der Konzertbühne aussehen könnte, mal rätselt er, wie realistisch das Ganze wohl ist. Und was ziemlich banal klingt, wird gekonnt erzählt. Die einzelnen Personen werden plastisch geschildert, man hat sie fast vor Augen - dennoch überraschen sie charakterlich immer wieder. Eben das macht sie zu wirklichen Menschen und nicht zu musikspielenden Maschinen. Vielleicht hätte dem Roman ein wirklich „böser“ Gegenpart gut getan, der noch ein bisschen aufhält, was am Ende gut wird. Doch der Spannung tut dies keinen Abbruch. Igor und Mikhail zeigen sich dafür manchmal bezaubernd divenhaft - das macht sie so sympathisch und genau das ist es ja, was der Leser von einem Künstler erwartet. Zwei sehr kluge alte Männer ziehen gönnerhaft im Hintergrund ein bisschen die Fäden und sorgen für ein Happy End. Trotzdem muss man schon bis zur letzten Seite lesen, um die komplizierte Vorgeschichte bis ins Detail zu verstehen.Für lange Winterabende ist das Buch ebenso geeignet wie für Stunden am Strand - man wird sowieso vergessen, wo man sich gerade befindet und mit den Protagonisten Lampenfieber erleben, hoffen, trauern, wütend sein. Das Buch ist leicht, unterhaltsam, aber keinesfalls oberflächlich.
Kerstin Thierschmidt
24.11.2008