Romane

Das katholische Polen und Schwule?!

Zurawiecki zeigt in "Drei Herren im Bett, die Katze nicht zu vergessen. Eine passive Romanze", dass es sehr wohl eine Gay-Szene in Polen gibt. Diese zeichnet sich durch Intellektuelle aus, deren Lebensinhalt daraus besteht, den passenden (Sex)Partner zu finden.

Adam, Anfang 30, hat diesen scheinbar gefunden. Nebenbei amüsiert er sich mit seinem jungendlichen Geliebten. Aber dann kommt es , wie es kommen musste: Der Geliebte verlässt ihn wegen eines Jüngeren und sein Mann geht nach Warschau, um an der dortigen Universität zu arbeiten. Kurze Zeit später lernt er Michal kennen, der eine Beziehung mit Pawel führt. Beide landen miteinander im Bett und schließlich entwickelt sich eine Dreiecks-Beziehung daraus. Letztendlich zieht Adam, nachdem er aufgrund seines "Verkommens" seinen Job verloren hat und anschließend seine Wohnung aufgeben muss, bei den beiden ein. Am Ende löst er sich (eher unfreiwillig) aus diesem Beziehungsverhältnis in eine neue Beziehung mit einem Psychiater.

In diese Dreierrunde mischt sich Paulina, die sich ständig in Schwule verliebt und am liebsten ein Kind von einem hätte. Über ihre neuerworbene Wohnung lernt sie Adam kennen, der ihr beim Umzug behilflich ist. Aber was sie so recht miteinander anfangen sollen, wissen sie dann doch nicht.

Die Frage, die sich beim Lesen stellt, ist: Was ist eigentlich eine passive Romanze? Mögliche Antwort: Adam ist der passive Mitbeteiligte in der Dreier-Beziehung. Er lässt sich gehen und begibt sich mehr oder weniger in die Abhängigkeit seiner beiden Geliebten? Oder doch eher Partner? Oder doch nur Freunde? Er reagiert eher und agiert weniger. Dadurch macht er dich Eindruck eines Menschen, der sich von einer Abhängigkeit in die nächste stürzt.

Das Schwulen-Milieu im katholischen Polen spielt sich eher im Hinter-/Untergrund ab. So finden die Treffen der Schwulen-Organisation (bei deren Veranstaltung Michal und Adam sich das erste Mal gesehen haben) in einem Hinterhof statt. Der Bekannten- und Freundeskreis besteht hauptsächlich aus anderen Gleichgesinnten und Adams „Mann“ hat Angst, dass seine Studenten erfahren könnten, dass er homosexuell ist. Andererseits öffnet sich Polen aber auch dieser Szene, wie Zurawiecki an einigen Stellen zeigt. So hat ein Club erst kürzlich in der Stadt aufgemacht.

Es wird ein Einblick in die intellektuelle Schwulen-Szene gegeben. So sind in diesem Buch Berufe vertreten wie Mediziner, Dozenten, Makler, Redakteure und viele mehr. Die Dialoge führen manchmal dazu, dass ein Lächeln um den Mundwinkeln spielt. Man sollte nicht alle zu ernst nehmen. Dies zeigt dieses Buch mit leicht sarkastischem Blick auf die Menschen und ihre Umwelt. Dabei spielt es mit den Vorurteilen mit den Schwulen. Klischees wie ständig wechselnde Sexualpartner werden eher bestätigt als widerlegt. Wie sehr sich dies mit der realen Welt abdeckt, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Susann Fleischer
28.07.2008

 
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Das Buch:

Bartosz Zurawiecki: Drei Herren im Bett, die Katze nicht zu vergessen. Eine passive Romanze. Aus dem Polnischen von Barbara Samborska

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München: dtv 2008
160 S., € 13,90
ISBN: 978-3-423-24671-2

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