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Ein literarisches Juwel im Bücherregal

Versailles zu Zeiten Ludwig XIV., irgendwann um das Jahr 1679: Am Hof des Sonnenkönigs herrschen Pomp und Verschwendungssucht. Wer einen Blick hinter die Kulissen wagt, findet Intrigen, Missgunst, Klatsch und Tratsch. Das wissen vor allem die Frauen, die sich regelmäßig in Marie d'Aulnoys Kaminzimmer in Paris treffen und dort zusammen flirten, lachen, Champagner trinken und sich Märchen erzählen. Doch das Geschichtenerzählen ist riskant und droht die Frauen eine nach der anderen in große Gefahr zu bringen. Denn Polizeichef La Reynie macht Jagd auf jede, die ihm in seinem Streben nach Macht im Wege steht. Darunter sind neben Marie die Zofe der Dauphine oder Madame Henriette de Murat auch die offizielle Mätresse Seiner Majestät.

Marie d'Aulnoy weiß, wie zerstörerisch es sein kann, ins Visier von La Reynie zu geraten. Ein Komplott hätte sie beinahe in die Bastille gemacht, aber sie konnte rechtzeitig nach England und anschließend nach Spanien fliehen, bis sie vor wenigen Jahren in ihr Heimatland zurückkehrte und in der Rue Saint-Benoît einen femininen literarischen Salon eröffnete. In diesen kehrt regelmäßig auch Charles Perrault ein. Vor allem durch seine Märchensammlung erfährt er in Frankreich und ganz Europa Ruhm. Er vergöttert die Baronin und hält sich gerne in ihrer Nähe auf. Doch das führt sie Komplikationen. Marie d'Aulnoy ist für so manchen eine unerwünschte Person; und mit ihr auch all ihre Vertrauten ...

Literatur mit noch nie dagewesener berauschender Wirkung - was Clare Pollard schreibt, bedeutet Genuss pur. Mit "Der Salon der kühnen Frauen" erfährt man eine ebenso feudale wie frivole Lektüre weit abseits des Mainstreams. Jede der knapp 300 Buchseiten bedeutet ein Vergnügen, an dem man sich einfach nicht sattlesen kann. Der "Zweitling" der britischen Autorin erhebt Unterhaltung auf ein neues Level, weil vom höchsten erzählerischen Niveau. Pollards Talent macht einen regelrecht atem- und sprachlos. Da sind Adjektive wie grandios, sensationell und auch schriftstellerisch kunstvollendet noch eine Untertreibung. Solch eine Lektürereise in vergangene Zeiten hat Seltenheit im Bücherregal; ist unter den Neuerscheinungen 2024 sogar outstanding!

Ein Buch von Clare Pollard zu lesen, gleicht einer Verführung für alle Sinne. "Der Salon der kühnen Frauen" zu widerstehen, ist schier unmöglich. Solch eine Lektüre bringt den ganzen Körper angenehm zum Kribbeln, und zwar von oben bis unten, während man pures Glück empfindet. Und dieses Gefühl hält noch Stunden nach dem Schlusspunkt an. Es ist das Schönste, was man erfahren kann dieser Tage!

Susann Fleischer
09.09.2024

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