Romane
Vom Glück und Unglück einer Beziehung
Eine Amour fou zwischen zwei jungen Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten - und doch mehr gemeinsam haben, als sie ahnen. Johanna ist eine Jurastudentin aus Frankfurt, David ein Maler aus der Exklave Nagorny Karabach, ein armenisches Flüchtlingskind. Eine Ausstellung seiner Kunst in Venedig während der Biennale erregt Johannas Interesse am Künstler. Und tatsächlich begegnen sie sich, reden die Nacht durch und erkennen dabei, der Glaube an eine schicksalhafte Fügung eint sie. Ihre Gefühle und die Kämpfe mit den Traumatisierungen der Vergangenheit aber drohen Johanna und David zu entzweien. Trägt die Hoffnung, durch einander zum jeweils wahren Selbst gelangen zu können? Eine große internationale Lovestory, zeitgenössisch und wahr.
Johanna sieht in David ihre Zukunft, doch kaum nähern sich die beiden einander an, stößt er sie wieder von sich. Als könnte er weder körperliche noch emotionale Nähe wirklich zulassen. Und das ist verständlich, wenn man bedenkt, was er als Kind einst durchmachen musste. Doch auch Johanna hat noch mit schmerzenden Wunden aus ihrer Vergangenheit zu tun. Das Zusammensein mit David streut immer wieder mehrere Prisen Salz in diese. Johannas Versuche, das nicht zuzulassen, scheitern immer und immer wieder. Und so rückt das Liebespaar unvermeidlich auf eine Katastrophe zu. Und am Ende steht nur noch einzig eine Frage; nämlich jene, was danach, nach all den Höhen und Tiefen einer Liebe überhaupt noch bleibt ...
Belletristik, die noch lange nach der Lektüre im Herzen und Kopf des Lesers nachhallt - "Kismet" ist ohne jeden Zweifel kein Buch, dass man so schnell wieder vergisst. Eher im Gegenteil! Was Alard von Kittlitz hier geschrieben hat, ist aufwühlend, schockierend und dennoch von poetisch-betörendster Schönheit bzw. Anmut. Die Beschreibungen der toxischen Beziehung zwischen der Jura-Studentin Johanna und dem Künstler David sind erschreckend nach dran an so manch real existierender. Damit wird diese Geschichte zu einer Art Mahnmal. Der deutsche Autor beweist nach seinem Debüt "Sonder" erneut, dass er ein meisterhafter Geschichtenerzähler ist. Seine Worte kommen einer Verführung gleich. Und eben dieser erliegt man ab dem ersten Satz!
Wenn man einen Roman als manisch-depressiv bezeichnen könnte, dann definitiv Alard von Kittlitz' "Kismet". Diese Lektüre stimmt einen erst traurig, aber nach wenigen Sätzen schon wieder glücklich, gar euphorisch und auf der nächsten Seite wieder zurück. Wie eine besonders rasante Achterbahnfahrt der Emotionen geht es auch hier rauf und runter, rauf und runter die ganze Zeit. Solche Unterhaltung hat echten Seltenheitswert auf dem Literaturmarkt und ist deshalb noch weitaus kostbarer als der schönste Diamant.
Susann Fleischer
02.09.2024