Romane
Amüsanteste Unterhaltung, der es aber auch an Tiefgang nicht fehlt
"Drei Zimmer, drei Personen. Passt doch.", sagt Arno Ruttmann, als er und seine Frau Steffi ihr erstes Kind bekommen. Steffi ist sich da nicht so sicher - könnte eng werden. Als Kind Nummer zwei kommt, ist es zu spät: Die Hamburger Mieten sind in astronomische Höhen gestiegen. Was tun? Seine Seele verkaufen? Oder den Erstgeborenen? Nach zahllosen Besichtigungen und Maklern aus der Hölle kommt die Lösung so unerwartet wie simpel daher: Eine Mehrgenerationen-WG! Flora Blum wohnt seit 49 Jahren in einer idyllischen Stadtvilla mit Garten. Der Deal: Familie Ruttmann kauft einen Teil des Hauses, hilft bei der Renovierung und darf bei ihr einziehen. Dafür gibt's jede Menge Platz, Kinderbetreuung und Flora als neues Familienmitglied.
Vor dem Umzug kommt aber die Arbeit bzw. ein Kostenvoranschlag. Steffi heuert für die Arbeiten einen befreundeten Architekten an - ein Problem weniger. Sie hingegen durchforstet mit ihrer besten Freundin Helen, von Beruf Journalistin, eine Kiste voller Unterlagen. In dieser befindet sich außerdem ein Foto von einer jungen Frau, mit der Floras verstorbener Mann offenbar eine Affäre hatte. Während Steffi die Vergangenheit lieber ruhen lassen möchte, ist Helens Neugierde geweckt und sie begibt sich auf Spurensuche. Diese führt sie auch nach Berlin und damit direkt sie der großen Liebe. Steffi derweil verzweifelt an der Aufgabe, Familie, Hausumbau, Partnerschaft und Freundschaft unter einem Hut zu bringen. Chaos vorprogrammiert ...
(Frauen-)Literatur, die einer Laus auf der Leber nicht einmal den Hauch einer Chance lässt - will man mal wieder so richtig herzhaft und lauthals lachen, muss man zu einem Roman von Wiebke Busch greifen. In diesen findet sich Humor im Übermaß. Und trotzdem lässt es "Familie ist, wenn man trotzdem lacht" auch an stillen, traurigen, tiefsinnigen Momenten über das Familienleben nicht fehlen. es ist ein bisschen, als unternähme man, kaum mit der Lektüre begonnen, eine besonders rasante Achterbahnfahrt. Und von der kann man nicht anders, als restlos begeistert zu sein. Schade nur, dass dieser Spaß nach 320 Buchseiten schon wieder, und damit viel zu schnell, vorbei ist. Gerne mehr von Busch! Sie schreibt den Leser ganz schwindelig.
Die Geschichten von Wiebke Busch zu lesen fühlt sich an wie eine Umarmung von der besten Freundin: warm und geborgen. Außerdem kriegt man von deren Lektüre einen ziemlichen (Lach-)Muskelkater. "Familie ist, wenn man trotzdem lacht" ist das perfekte Feel-Good-Lesevergnügen nach einem stressigen Arbeitstag. Man macht es sich mit dem vorliegenden Buch bequem auf der Couch oder im Bett, hat ab der ersten Seite ein extrabreites Lächeln auf den Lippen und ist einfach nur glücklich. Danke dafür!
Susann Fleischer
23.08.2021