Romane

Ein Juwel der Erzählkunst und eines von außerordentlicher, unvergleichlicher Strahlkraft

Berlin, 1958-1963: Farben und Formen, Augenblicke, eingefangen mit Bleistift und Papier. Seit sie denken kann, will Florentine Thalheim sich einzig dem Zeichnen und der Malerei hingeben. Die jüngste von drei Töchtern hatte schon immer einen rebellischen Geist. Nur wenn sie zu malen beginnt, wird alles hell und leicht, dann singen die Farben in ihr. Also sucht sie in Paris ihr Glück, findet es aber in der Seinestadt nicht. Nach Monaten der Entbehrung und des Kämpfens kehrt Florentine zu ihrer Familie zurück. Nur, um sich erneut gegen diese aufzulehnen. Während ihrem Vater für Florentine eine Zukunft im Kaufhaus am Ku'damm vorschwebt, beginnt sie ein Studium an der Kunstakademie. Hier ist sie voll in ihrem Element, arbeitet wie im Rausch. Für Florentine sind es aufregende Monate, die allerdings auch ihren Preis kosten.

Ein Schatten legt sich auf eine verheißungsvolle Zukunft. Florentines herrischer Lehrer macht ihr das Leben an der Schule zur Hölle, und die politischen Spannungen zwischen Ost und West drohen die Stadt und die Thalheims zu entzweien. Gibt es Hoffnung für Florentine und ihre Familie? Gibt es Hoffnung für Berlin? Immer weiter spitzt sich die Situation zu: lauter Stacheldraht, Straßensperren und Menschen, die für ihre Freiheit demonstrieren. Mit der Grenzschließung zum Ostteil der Großstadt und dem Bau einer Mauer droht das gesellschaftliche Leben lahmgelegt zu werden. Keiner darf mehr raus oder rein. Schwere Zeiten stehen Florentine bevor: Geheimnisse werden offenbart, man bricht ihr das Herz, alle Versuche, sich als Künstlerin zu etablieren, scheitern und zahlreiche ihrer anderen Träume erweisen sich als Schäume ...

Literatur, die den Leser so berauscht wie kaum etwas anderes - Brigitte Riebe schreibt Historienromane par excellence. Die deutsche Autorin gehört zu den ganz Großen ihres Genres. Ihre Erzählkunst ist absolut überwältigend. Und diese macht so high wie einzig noch Drogen. "Die Schwestern vom Ku'damm" ist ein Lektüreerlebnis der leidenschaftlichsten, mitreißendsten Sorte. Der letzte Teil dieser Trilogie, "Tage der Hoffnung", der sich um die jüngste der Thalheim-Schwestern dreht, ist zugleich auch der beste Band von Riebes Reihe, überhaupt von (fast) all ihren Werken. Ab der ersten Seite kämpft man mit Protagonistin Florentine um deren Lebensglück, fühlt sich mitten im Geschehen, und ist vollkommen gefangen von der Atmosphäre der damaligen Zeit. Ein ähnliches Meisterwerk gelänge nur wenigen anderen Schriftstellern.

Brigitte Riebes Geschichten besitzen eine literarische Qualität, die ihresgleichen sucht, haben außerdem eine Sogwirkung, der man sich partout nicht entziehen kann. Ihre "Die Schwestern vom Ku'damm"-Trilogie bedeutet fesselndstes Historienkino bis zum letzten Satz. Ob solch grandioser Unterhaltung, wie man sie mit Band drei, "Tage der Hoffnung", in die Hände kriegt, verschlägt es einem den Atem über mehrere Stunden lag. Es gibt (fast) nichts Betörenderes im Bücherregal!

Susann Fleischer 
25.05.2020

 
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Das Buch:

Brigitte Riebe: Die Schwestern vom Ku'damm - Tage der Hoffnung

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Hamburg: Wunderlich Verlag 2020 464 S., € 20,00 ISBN: 978-3-8052-0333-3

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