Romane
Auch Band sechs von Lucinda Rileys "Die sieben Schwestern"-Reihe: eine Geschichte zum Verlieben, definitiv Erzählkunst auf höchstem Niveau
Reich und bildschön: als weltweit berühmtes und bei Modedesignern beliebtes Topmodel führt Elektra d'Aplièse ein glamouröses Leben in New York. Doch der Schein trügt. In Wahrheit ist sie eine verzweifelte junge Frau, die im Begriff ist, ihr Leben zu ruinieren. Hinter der glänzenden Fassade verbirgt sich eine innerlich zerrissene Mitzwanzigerin. Elektra greift zu Alkohol und Drogen, um sich zu betäuben, und verliert zusehends die Kontrolle über sich selbst. Nach dem Tod von Pa Salt, ihrem Adoptivvater, und einer schmerzhaften Trennung von ihrer großen Liebe verliert Elektra endgültig den Boden unter den Füßen. Eine Überdosierung von Schlaftabletten überlebt sie nur knapp und dank ihrer Assistentin sowie der tatkräftigen Hilfe anderer Menschen, zum Beispiel ihrer Großmutter, die eines Tages unerwartet vor ihrer Tür auftaucht und so in ihr Leben tritt.
Stella erzählt die berührende Geschichte der jungen US-Amerikanerin Cecily Huntley-Morgan. Und plötzlich öffnet sich für Elektra die Tür zu einer neuen Welt. Denn Cecily lebte in den 1940er Jahren auf einer Farm in Kenia, wo einst Elektras Schicksal seinen Anfang nahm. Einige Monate vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs reist die 23-jährige Cecily nach Afrika. Bei einem Zwischenstopp in London kommt sie einem Mann näher. Der macht ihr falsche Versprechungen, Cecily fliegt mit gebrochenem Herzen weiter zum "schwarzen Kontinent". Dort wohnt sie bei ihrer Tante Kiki, die Mitglied der "Happy Valley"-Clique ist, jenes mondänen Zirkels von Auswanderern, die im atemberaubend schönen Wanjohi Tal eine neue Heimat gefunden haben. Auch Cecily erliegt dem Zauber Afrikas. In den Weiten der Steppen zeigen sich ihr plötzlich neue Chancen auf.
Sie lernt den englischen Farmer Bill kennen. Der will sie aus ihrer misslichen Lage retten und heiratet sie kurz vor der Geburt von Cecilys Kind. Es ist ihre Chance auf ein glückliches Familienleben. Aber das Baby stirbt und Cecily zerbricht fast an ihrem Kummer über diesen Verlust. Bis sie ein Jahr später ein neugeborenes Mädchen am Waldrand sieht und sie sich ihrer annimmt. Noch ahnt sie nicht, dass in diesem Moment die Würfel für ihr weiteres Schicksal fallen ...
Ein Geschenk von größter Seltenheit und deshalb besonders kostbar - Lucinda Riley schreibt Romane mit ungeheurer großer Sogkraft. Diese ziehen den Leser ab dem ersten Satz in den Bann. Über solch erstklassige, faszinierende Unterhaltung, wie man diese mit der "Die sieben Schwestern"-Reihe in die Hände bekommt, vergisst man die Welt vollkommen um sich herum. Von Rileys Erzählkunst wird einem regelrecht schwindelig. "Die Sonnenschwester" ist ein Juwel unter den Neuerscheinungen des Bücherwinters 2019/2020. Und noch weitaus mehr: Die Lektüre weckt in einem das Fernweh, die Sehnsucht einmal selbst nach Afrika zu reisen und das Land für sich zu entdecken. Kaum das vorliegende Buch aufgeschlagen, spürt man die heiße Sonne Kenias auf der Haut. Nur wenige Schriftstellerinnen bereiten ihren Lesern eine ähnlich sinnliche Verführung für die Sinne.
Es gibt kein betörenderes Glück im Bücherregal als Lucinda Rileys Werke. Mit ihrer "Die sieben Schwestern"-Saga gelingt der Autorin ganz große, geradezu überwältigende Literatur. Zwischen zwei Buchdeckeln stecken packende Spannung, berührende Emotionen und mitreißende Leidenschaft bis zum letzten Satz. "Die Sonnenschwester" bedeutet ein Leseerlebnis, das alle Sinne über viele Stunden lang fesselt. Nichts nimmt einen mehr gefangen. Absolut grandios, Rileys Schreibkönnen. Es haut einen glatt um, ist außerdem der Beweis: Die Irin ist die begnadetste Geschichtenerzählerin der Gegenwart. Und ihre Bücher sind ein einziger Rausch, einfach nur zum Niederknien!
Susann Fleischer
27.01.2020