Romane

Ein herrlichstes Vergnügen, das einen ganz beschwingt

Madame Grossestittes will ungestörte Stunden mit ihrem Liebhaber verbringen. Deshalb übergibt sie ihre Tochter Zazie gleich bei der Ankunft an der Gare d'Austerlitz ihrem Bruder Gabriel, der als Nachtwächter in einem Cabaret arbeitet. Bei ihrem Onkel lernt die freche Zazie Gabriels Frau Marceline kennen, den Taxifahrer Charles, Turandot, dem die Kneipe unten im Haus gehört, die Kellnerin Mado, den Papagei Laverdure und vor allem das überbordende Paris selbst. Der Besuch wird zu einem aufregenden Abenteuer für das Mädchen. Zazie hat einen einzigen Herzenswunsch: Sie will einmal im Leben mit der Metro fahren. Doch die wird ausgerechnet an diesem Wochenende bestreikt. Frust ist angesagt. Allerdings nicht für sehr lange, oder?!

Bald wird es Zazie bei ihrem Onkel zu langweilig. Am nächsten Morgen büxt sie aus, um auf eigene Faust die Großstadt zu erkunden. Doch ihr Ausflug droht bereits ein Ende zu nehmen, bevor er so richtig begonnen hat. Turandot kann sie wenige Häuserblöcke weiter wieder einfangen. Zum Glück ist Zazie überhaupt nicht auf den Kopf gefallen. Erneut gelingt ihr die Flucht, die sie quer durch Paris, allerdings nur oberirdisch, führt. Zazie trifft auf die seltsamsten Menschen, darunter den Trödler Pedro Surplus. Er schenkt ihr ein Paar Bluejeans. Doch die retten Zazie nicht vor neuen Schwierigkeiten. Der Ärger lässt nicht lange auf sich warten. Aber, egal! Zazie kennt eh nur ein Ziel: die Metro und mindestens eine Fahrt. Komme, was da wolle ...!

Funkelnder, geistreicher Sprachwitz, ganz viel Schwung und Schreibkönnen der umwerfendsten Sorte - es gibt nur wenige Autoren von der Genialität eines Raymond Queneau. Seine Bücher sind wahre Kunstwerke, die nur äußerst schwer zu toppen sind. Ab der ersten Seite von "Zazie in der Metro" ist man hin und weg von der Story, außerdem von der Hauptprotagonistin. Zazie erobert Leserherzen im Sturm. Ihr freches Mundwerk, offene Art und ihr Humor nehmen einen für sie komplett ein. Das Mädchen stellt unser aller Leben ziemlich auf den Kopf. Der französische Autor lohnt unbedingt eine Entdeckung! Er sorgt für Unterhaltung, die Spaß im Übermaß macht. Von ihm bzw. seinen Geschichten wird einem ganz taumelnd über viele, viele Stunden lang.

Raymond Queneaus Romane zeugen von außerordentlich, geradezu unübertrefflicher Erzählkunst, darüber hinaus von einem Charme, dem man nach nur wenigen Sätzen mit allen Sinnen erliegt. "Zazie in der Metro" ist ein (fast) alles überstrahlendes Juwel im Bücherregal. Hier erfährt man Literatur, die einen zum Strahlen bringt wie kaum etwas anderes. Absolut grandios, übrigens auch die Neuübersetzung durch Frank Heibert. Da kennt die Lesebegeisterung keinerlei Grenzen mehr!

Susann Fleischer 
11.06.2019

 
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Das Buch:

Raymond Queneau: Zazie in der Metro. Aus dem Französischen übersetzt, mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Frank Heibert

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Berlin: Suhrkamp Verlag 2019 240 S., € 22,00 ISBN: 978-3-518-42861-0

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