Romane

Eine Familienkomödie, wie sie turbulenter kaum sein könnte

An einem heißen Sommerwochenende lädt der steinreiche Patriarch Joseph die ganze Familie in seine Villa an der Ostsee ein. Die Sonne brennt, aber die dicke Luft ist nicht nur der Hitze geschuldet. Josephs Söhne sind seit Jahren zerstritten, die Aussicht auf das Erbe lässt sie aber mit Kind und Kegel anreisen. Da trifft Erwin, derzeit Baustadtrat in Berlin, auf seinen Halbbruder Harald, von dem keiner weiß, mit welch kriminellen Machenschaften er zu Geld gekommen ist. "Mit Drogenhandel womöglich, Hehlerei, Zuhälterei, Raub, Erpressung, Geldwäsche? Irgendetwas davon ist es bestimmt, umsonst würde er nicht schon einmal zwei Jahre im Knast gesessen haben." Und dann ist da noch Uwe, antriebsloser EDV-Nerd, Hartz-IV-Empfänger und schwarzes Schaf der Familie.

Die Gästeliste birgt reichlich Zündstoff, die Stimmung kocht, die Ereignisse spitzen sich zu. Das Zusammentreffen wird allein durch die Sache erschwert, dass der Jüngste der Familie, der kleine Rocco, ein Tyrann ist, voller Ansprüche, jedoch schlau und durchtrieben. Die Teenager Tom und Vanessa derweil erliegen den Irrungen und Wirrungen der Liebe. Unter den Brüdern Erwin, Harald und Uwe entbrennt ein Streit um die Gunst von Vater Joseph. Der allerdings hat sich schon längst entschieden, wie sich noch zeigen soll. Das Familienoberhaupt vermacht sein gesamtes Hab und Gut, also Villa, Autos und Vermögen, an den Taugenichts Uwe. Erwin und Harald steht nur der Pflichtanteil zu. Na, wenn das kein Grund ist, sich gegenseitig den Krieg zu erklären. Bis es knallt ...

Lesespaß, der einer Laus auf der Leber keine Chance lässt - "Großes Sommertheater" ist eine Familienkomödie der turbulentesten Sorte. Für beste Laune über viele, viele Stunden ist hier gesorgt. Autor Frank Goldammer bringt uns schier zum Ausflippen vor lauter Lesebegeisterung. Mit Langeweile ist es definitiv vorbei, sobald man das vorliegende Buch zur Hand nimmt. Und doch fehlt es dem Vergnügen nicht an stillen, leisen Tönen sowie Momenten. Während der Lektüre überkommt einen große Freude, aber auch Traurigkeit, sogar ein Hauch Melancholie. Nach dem letzten Satz fühlt man so beschwipst, als hätte man mehrere Gläser Sekt auf ex getrunken. Man sitzt ganz sprachlos im Sessel und kann nur wissend den Kopf nicken: Verwandtschaft - man liebt und man hasst sie.

Ein Hoch auf Frank Goldammer! Er kann nicht nur Krimiliteratur der einsamsten Spitzenklasse, sondern außerdem Unterhaltung mit einer Extraportion Humor, aber auch Tiefgang. "Großes Sommertheater" ist die reinste Wundertüte. Während der Lektüre amüsiert man sich aufs Herrlichste. Vom Dauerschmunzeln bekommt man einen schlimmen Muskelkater. An diesem Genuss hätte selbst ein Horst Evers seine helle Freude. Garantiert!

Susann Fleischer 
08.04.2019

 
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Das Buch:

Frank Goldammer: Großes Sommertheater

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München: dtv 2019 240 S., € 16,95 ISBN: 978-3-423-26216-3

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