Romane
Das Leben in seiner ganzen Tragik, Komik und Magie
Nach einem kalten Winter kehrt so langsam, aber sicher Ruhe bei Inge Boysen und ihrer Familie ein. In Haus Tide hält der Frühling Einzug und mit ihm das Leben. Inges älteste Tochter Gesa hat sich nach der Geburt von Stella auf der Insel neu eingerichtet. (Noch-)Ehemann Joachim spielt in ihrem Alltag kaum noch eine Rolle. Der versucht indes verzweifelt, seine Ehe zu retten, nachdem Gesa ihm fremdgegangen ist. Dabei schlägt ihr Herz für ihre Affäre. Nicht die einzigen Probleme bei den Boysens. Enno hat in seiner Midlife-Crisis die Familie verlassen. Er schippert über die Sieben Weltmeere, während Frau Kerrin vor der Aufgabe steht, ihrer Tochter erklären zu müssen, dass sie adoptiert wurde. Die Jüngste, Berrit, wagt sich an ihren Traum vom Schreiben und von der großen Liebe.
Ausgerechnet zum großen Fest in Haus Tide - Inge Boysen wird 80, ihre Enkelin 18 - hat sich Komet "Fortune" angekündigt. Familie Boysen, geladene und ungeladene Gäste, Glücksritter, Spinner und Sternengucker versammeln sich im alten Haus hinter dem Deich. Die einen hoffen, "Fortune" verheiße Fülle und Freuden, andere sehen den Weltuntergang nahen. Inge stellt für alle Fälle Champagner kalt. Das Himmelsereignis setzt eine Reise in Gang: Inge, ihre Kinder und Kindeskinder, Nachbarn, Postbote, Astronom und Vogelwartin - sie alle machen sich auf, ihr Glück zu suchen, zu finden und notfalls zu erfinden. Und Sohn Boy, der mit einer waghalsigen Wette das Elternhaus gerettet hat, muss erleben, wie schnell das Blatt sich wieder wendet. Für ihn, Haus Tide und die ganze Familie ...
Unterhaltung, die das Herz (er)wärmt und es heftigst zum Klopfen bringt - gerade in der kalten Jahreszeit versprechen die Bücher von Sybil Volks eine absolute Wohlfühllektüre. Wenn es draußen dunkel ist, es stürmt und regnet, dann will man sich nur noch in seine Kuscheldecke einmummeln und seine Zeit mit nichts anderem verbringen als lesend mit "Die Glücksreisenden". Die Story ist wie heißer Tee mit Schuss: Diese setzt der Trübnis des Herbstes/Winters ein Ende, zumindest für einige Stunden lang. Also, genau das richtige Mittel gegen jegliche Art der Melancholie. Und doch hinterlässt die Story nach der letzten Seite nicht nur ein Gefühl von Heiterkeit, sondern auch von Traurigkeit darüber, dass der Lesegenuss viel zu schnell vorbei ist. So wünscht man sich ein Lektürehighlight.
Für den Leser gibt es kaum ein größeres, kaum ein schöneres Glück, als einen Roman aus Sybil Volks' Feder zu lesen. Diese nehmen einen mit auf eine ungewöhnliche Fahrt der Emotionen. Mit dem vorliegenden, "Die Glücksreisenden", kriegt man Literatur zum Verlieben in die Hände. Ab der ersten Seite fühlt man sich als Teil der Familie Boysen. Ihre "Abenteuer" reißen einen mit. Und sie lassen einfach niemanden unberührt. Dafür den herzlichsten Dank an Volks!
Susann Fleischer
11.03.2019