Krimis & Thriller

Der perfekte Mord?

Es gibt zwei Arten von Kriminalliteratur: Entweder steht der Detektiv und die Aufkl?rung im Mittelpunkt der Geschichte oder aber das Verbrechen. In beiden F?llen ist es meist nicht der Mord selbst, der die Geschichte ausmacht. Im Roman von Patricia Highsmith geht es um das Verbrechen, der Reiz aber liegt im Charakter der beiden Hauptfiguren.

Gleich zu Beginn treffen sich die beiden Fremden im Zug. Ein Zufall, der verh?ngnisvolle Konsequenzen hat.

Guy Haines, ein junger Architekt der von seiner Frau schon l?ngst getrennt lebt und endlich mit Anne gl?cklich werden m?chte. Er ist unterwegs zur Ehefrau, wie er hofft auch zur Scheidungseinwilligung, um danach einen prestigetr?chtigen und lukrativen Auftrag annehmen zu k?nnen.

Charles Bruno ist einfach nur ein verw?hntes Mutters?hnchen. Beinahe jedenfalls. Er ist auch einsam, dr?ngt sich und seine Lebensgeschichte dem anderen auf, der Ha? auf seinen Vater, die Liebe zur Mutter. Er offenbart sich und schlie?t Guy sofort ins Herz. Bis er zu weit geht. Laut ?berlegt er, was ihm spontan einf?llt; Ihm kommt die Idee des perfekten Mords. Er t?tet Miriam, die Noch-Ehefrau, Guy ermordet seinen Vater. Es g?be kein Motiv, keine Verbindung zwischen Opfer und T?ter. Guy verl??t das Abteil, ersch?ttert durch Brunos Gedanken. Auch er hatte Vertrauen gefa?t.

Er trifft Miriam, die schwanger von ihrem neuen Freund ist, Guy aber, da der andere auch noch verheiratet ist, nicht in Ruhe l??t und ihn zum Auftrag begleiten will, er soll als Vorzeigeehemann dienen. Dieser lehnt daraufhin den Auftrag ab. Er f?hlt sich gefangen und wei?, da? er nie seine Ruhe haben wird, gibt er jetzt nach.Bruno will Guy helfen, und erscheint in seinem Leben, tritt ungefragt ein und nimmt Platz.

Hier zeigt sich die eigentliche Spannung der Geschichte. Guy versucht, in seiner Arbeit die Sicherheit zu finden, die ihm von Bruno St?ck f?r St?ck geraubt wird.Doch weshalb sollte er zum M?rder werden? Was macht aus einem Menschen einen M?rder?

Patricia Highsmith entwickelt diese beiden Charaktere so klar und einf?hlsam, da? es einem beinahe Angst macht. Guy ist kein M?rder. Oder ist er es doch? Er selbst wird zerfressen von dieser Frage, die er und der Leser zu Beginn so leicht beantworten k?nnen. Und weder der eine noch der andere kann Bruno entkommen, denn der wei?, da? Guy und er verbunden sind.

Durch die Ausleuchtung und Entfaltung der Pers?nlichkeiten gewinnt der Roman seine besondere Art. Es ist faszinierend,. wie man sie besser und besser kennenlernt, Einsch?tzungen wagt, erschrickt ?ber die Verletzlichkeit und Macht der beiden, ?ber die Unruhe und Verzweiflung Guys, und die Einsamkeit Brunos. Besonders dar?ber, da? man versteht. Der Mord ist nicht unvorstellbar, unmenschlich. Er ist das Gegenteil.Wird dies der Detektiv, der sich an den Fall wagt, erkennen?

Neben diesem Aspekt, dem M?rder in uns, hat der durchgehend spannende Roman noch viele Facetten und Lesarten zu bieten. Guys Wunsch und Streben nach Sch?nheit und Harmonie, die er in seiner Arbeit versucht zu verwirklichen, ist ein weiterer Punkt, der mit dazu betr?gt, eine reiche und wundervoll zu lesende Geschichte vorzulegen.

msk
24.04.2004

 
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Das Buch:

Patricia Highsmith: Zwei Fremde im Zug. Roman

CMS_IMGTITLE[1]

Zürich: Diogenes Verlag 2002
448 S
ISBN: 3-257-06401-2

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