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Krimis & Thriller

Von Fettlebern und Cro-Magnon-Menschen

Bereits zum vierten Mal entf?hrt Martin Walker seine Leserschar in die Beschaulichkeit des fiktiven Provinznests Saint-Denis inmitten des P?rigord, eines landschaftlich und kulinarisch bezaubernden Landstrichs im S?dwesten Frankreichs. Dort angesiedelt sind die vom schottischen Autor klug ausgearbeiteten F?lle des Dorfpolizisten Bruno Courreges, wobei diese Berufsbezeichnung keineswegs despektierlich klingen soll. Schlie?lich wei? Bruno ganz genau, wie er in Saint-Denis f?r Ordnung zu sorgen hat, n?mlich selten streng nach Vorschriften und Paragraphen, sondern eher mit einer geh?rigen Portion emotionaler Intelligenz und einem gesunden Menschenverstand hinsichtlich der lokalen Belange und N?te.

In "Delikatessen" herrscht helle Aufregung in Saint-Denis: Ein arch?ologisches Ausgrabungsteam ist kurz davor, seine sensationellen Funde vorzustellen, die eine immense Bedeutung f?r das bisherige Wissen um die Menschheitsgeschichte haben k?nnten. Doch werden nicht nur 30.000 Jahre alte Knochen zum Vorschein gebracht, sondern auch solche deutlich j?ngeren Datums, worauf nicht nur die am Skelett vorgefundene Swatch-Uhr hinweist. Doch damit nicht genug: Die Herstellung von G?nsestopfleber, der franz?sischen Delikatesse namens Foie gras, steht im Visier einer militanten Tierrechtsorganisation. Auf einige in die Produktion eingebundene Betriebe werden Anschl?ge ver?bt, und dies alles kurz bevor eine franz?sisch-spanische Ministerkonferenz ausgerechnet in Saint-Denis stattfinden soll.

Bruno ist als lokaler Ordnungsh?ter und Kenner von Land, Leuten und deren Gem?t nat?rlich in s?mtliche Aktivit?ten eingebunden. Dar?ber hinaus wird im vorliegenden Fall auch seiner leidenschaftlichen Seite wieder einiges abverlangt. W?hrend er im Alltag von Saint-Denis eine lose Beziehung mit der alleinstehenden Britin Pamela verlebt, wird er durch die Pariser Inspektorin Isabelle, mit der er bereits in einem vorigen Fall nicht nur zusammengearbeitet hat, und deren Hinzuziehen in die Vorbereitungen zur Ministerkonferenz erneut arg in Versuchung gef?hrt.

Die F?lle in Martin Walkers Bruno-Romanen sind intelligent konstruiert und die in die Handlungen integrierten Hintergrundstorys vom Autor gut recherchiert und aufgearbeitet. Walker thematisiert dabei bestimmte Epochen der franz?sischen Geschichte, gerne auch der j?ngeren Zeitgeschichte und verquickt diese mit lukullischen Gen?ssen. Nach Weinanbau und Tr?ffelsuche in den beiden Vorg?ngerromanen steht nun die Foie gras im Mittelpunkt, eine ?u?erst leckere franz?sische K?stlichkeit, deren Herstellungsmethoden zumindest in manchen Produktionsst?tten jedoch schon oft Tiersch?tzer auf den Plan gerufen haben. So erf?hrt der Leser in "Delikatessen" einiges ?ber das franz?sische Traditionsbewusstsein und wie dieses in der Seele der "Grande Nation" verankert ist, so dass ein nationales Kulturerbe wie die G?nsestopfleber notfalls auch mit Haut und Haaren verteidigt wird.

Die Figur des Bruno ist von Walker gekonnt gezeichnet und wird von Roman zu Roman entsprechend weiterentwickelt. Der "Chef de police" agiert als ein Mann mit vielen St?rken, aber auch einigen Schw?chen, zuvorderst f?r das weibliche Geschlecht. Bruno genie?t das Leben und sorgt mit seiner besonnenen und am Menschen ausgerichteten Art f?r Ordnung in seiner Heimat. Diejenigen, die an Martin Walkers Bruno Gefallen gefunden haben, werden den Autor flehentlich um eine Fortsetzung der Reihe bitten. F?rs Erste scheint dieses auch Geh?r gefunden zu haben, da ein f?nfter Roman in der englischen Originalausgabe bereits f?r dieses Jahr angek?ndigt ist. Gem?? dem bisherigen Ver?ffentlichungskalender des herausgebenden Diogenes Verlags wird mit der deutschen ?bersetzung von "The Devil?s Cave" wohl im Fr?hsommer 2013 zu rechnen sein. Bis dahin ist es leider noch eine Weile hin, jedoch l?sst sich die Wartezeit vielleicht mit einem Urlaubsabstecher ins P?rigord ?berbr?cken, um sich pers?nlich von den lokalen Gaumenfreuden ?berzeugen zu lassen.

Christoph Mahnel
04.06.2012

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