Krimis & Thriller

Feuerteufelswerk

Er ging in den Vietnamkrieg und hat überlebt. Doch der Preis für sein Leben war hoch: Die Vietcong benutzten ihn als menschliches Schutzschild gegen die Feuerangriffe der US-Truppen. Bis zur Unkenntlichkeit verbrannt kehrte er narbenübersät und mit einer scheußlichen Fratze anstelle seines Gesichts in die Heimat zurück. Mit dem Wissen seiner Befehlshaber wurde nicht nur sein Körper zerstört, sondern sein ganzes Leben. Und nun ist in Giorgio Falettis neuem Thriller "Ich bin Gott" die Zeit seiner verheerenden Rache gekommen.

Während Detective Vivien Light vom 13. Revier des New York Police Departement zum Fundort einer länger als 15 Jahre im Kellergewölbe eines Abrisshauses verborgenen Männerleiche gerufen wird, stiehlt der Kleinkriminelle Ziggy Stardust einem vermummten Fahrgast in der U-Bahn eine Tasche mit brisantem Inhalt. Der Dieb bezahlt den Raub kurz darauf mit dem Leben, kann aber noch die Kopie einer Seite der Dokumente des Unbekannten, mit denen er viel Geld hätte verdienen können, an den gescheiterten Journalisten Russell Wade weitergeben, der sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt.

Als eine riesige Explosion einen Wolkenkratzer in Manhattan in Schutt und Asche legt, wird Wade klar, was er da in Händen hält: Den Auszug aus dem Vermächtnis eines rachgierigen Mannes, das dessen Sohn nun in die Tat umsetzt, indem er Sprengsätze zur Zündung bringt, die vor Jahrzehnten bei der Errichtung von Hochhäusern in deren Fundamenten deponiert wurden. Mit dem Foto zweier Soldaten, das er zusammen mit dem Brief erhalten hat, wendet sich Wade also an die Polizei, die bei der Leiche auf der Baustelle ebenfalls Fotos gefunden hat, auf denen dieselbe Person zu sehen ist. Während sich die Ermittlerin und der Journalist auf die Suche nach dem Phantom machen, legt der Attentäter bei Pater Michael McKean, dem Leiter einer Einrichtung für drogenabhängige und problembeladene Jugendliche, in der sich auch Viviens Nichte Sundance befindet, die Beichte ab: Als Herr über Leben und Tod kündigt er weitere Explosionen an. 

Giorgio Faletti verknüpft die Einzelschicksale der taffen Polizistin Vivien Light, die um das Leben ihrer an Alzheimer erkrankten Schwester und das Wohl ihrer Nichte bangt, und des verhinderten Pulitzerpreisträgers Russell Wade, der als Sprössling eines omnipotenten Großunternehmers zum Scheitern verurteilt ist und nun endlich die große Chance für den journalistischen Durchbruch sieht, mit dem Schicksal einer Unzahl von Einwohnern einer ganzen Stadt, die noch immer an den Wunden der Anschläge vom 11. September 2001 leidet. Dass es zwischen den beiden in der explosiven Atmosphäre dieses Thrillers ordentlich knistert, versteht sich eigentlich von selbst. Nichtsdestotrotz steht allerdings die elektrisierende Jagd auf einen Täter im Mittelpunkt, dessen Identität Detective Light und Reporter Wade von einer Sackgasse in die nächste treibt, ohne dass die beiden wüssten, wie nahe sie ihm in Wirklichkeit schon gekommen sind. Ein hochexplosiver, fesselnd in Szene gesetzter Thriller, dessen Autor mit einem raffiniert ersonnenen Plot und seiner mitreißenden Erzählweise brilliert. 

Christian Götz
11.10.2010

 
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Das Buch:

Giorgio Faletti: Ich bin Gott. Thriller. Aus dem Italienischen von Birgitta Höpken

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München: Wilhelm Goldmann Verlag 2010
509 S., € 9,95
ISBN: 978-3-442-47280-2

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