Krimis & Thriller

Makabres Passionsspiel

In Arno Strobels Thriller "Castello Cristo" gibt eine bizarre Mordserie den Beamten des Morddezernats der römischen Polizei Rätsel auf. An fünf aufeinanderfolgenden Tagen wird Commissario Daniele Varotto an Tatorte gerufen, an denen er die Darstellung einer Station des Leidensweges Christi vorfindet. Auch die Leiche des fünften "Jesus-Darstellers" weist dieselbe verblasste Tätowierung im Nacken auf wie seine vier Vorgänger: Unter einer strahlenden Sonne schwebt ein Fisch über einem Hügel. Was es damit auf sich hat, ist den Ermittlern genauso unklar wie die Antwort auf die Fragen, wer hinter den "Kreuzweg-Morden" steckt und was das Ganze zu bedeuten hat. Als dann aber der Vatikan Botschaften erhält, die mit den Gräueltaten in Verbindung gebracht werden müssen, steht bald fest, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, um eine Katastrophe zu verhindern.

Da die Ermittler völlig im Dunkeln tappen, bekommt Varotto vom Justizminister in Absprache mit dem Vatikan einen geheimnisvollen Deutschen zur Seite gestellt, der eigentlich eine lebenslange Haftstrafe verbüßen müsste, sein Dasein jedoch in einem Kloster auf Sizilien fristet. Dieser Bruder Matthias kennt sich aufgrund seiner rätselhaften Vergangenheit mit Geheimbünden und Sekten aus und soll so bei der Aufklärung behilflich sein. Hilfe bekommt der Commissario außerdem von seiner alten Freundin Alicia Egostina, einer Journalistin, die hervorragende Kontakte im Vatikan hat.

Im Zuge ihrer gemeinsamen Ermittlungen finden sie heraus, dass es sich bei den "Jesus-Darstellern" um Männer gleichen Alters handelt, die alle an einem bestimmten Tag des Jahres 1981 geboren und im Knabenalter entführt wurden. Wie sich herausstellt, herrschte an besagtem Tag eine bestimmte Sternenkonstellation, die auf die Wiederkunft des Messias schließen lässt. Unaufhörlich geht unterdessen das Morden in Rom und Umgebung weiter und unweigerlich steht mit der zwölften Station des Leidensweges und dem Tod Christi am Kreuz das große Finale bevor. Der Commissario und seine Gefährten tun trotz der Suspendierung Varottos aufgrund eines negativen Zeitungsartikels alles, um das Leben des Papstes zu retten, das ernsthaft in Gefahr gerät, und die Zerschlagung der katholischen Kirche zu verhindern. Doch ihr Widersacher ist ein Mitglied der Kurie und sitzt somit mitten im Zentrum der Macht.

Arno Strobels Thriller "Castello Cristo" besticht durch seine ungeheuer dichte Erzählweise, die kaum Zeit zum Verschnaufen lässt und eine beinahe mit Händen zu greifende Spannung erzeugt. Immer wieder versteht er durch geschickte Ortswechsel die Handlung an wichtigen Stellen zu unterbrechen und neue Impulse zu setzen, die den Leser verunsichern. So springt der Autor geschickt zwischen den Bemühungen des Kommissars und den Vorgängen um den Papst und den Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre hin und her und gewährt sogar direkte Einblicke in das Tun der Verantwortlichen für die "Kreuzweg-Morde", über die der Leser vornehmlich durch Rückblenden informiert wird. Dass sich Strobel immer wieder auf seinen ersten Erfolgsroman "Magus" bezieht und seinen neuen Thriller eng mit dem Vorgänger verflicht, tut dem Lesevergnügen bei der Lektüre von "Castello Cristo" keinen Abbruch.

Christian Götz
14.09.2009

 
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Das Buch:

Arno Strobel: Castello Cristo. Thriller

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München: dtv 2009
320 S., € 8,95
ISBN: 978-3-423-21136-9

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