Krimis & Thriller

Mit Herzblut zur Weisheit

"Die Quelle der Weisheit" ist ein archäologischer Thriller und Erstlingswerk von Holmer Rosenkranz, frisch erschienen im novum Verlag, im September 2008. Die Handlung des Romans ist schnell erzählt: Im tiefsten Mittelalter taucht im französischen Zentralmassiv ein Artefakt auf, mit dem Hinweis auf den größten Schatz der Menschheitsgeschichte. Unter tragischen Umständen und mehreren Todesopfern wird das Artefakt letztlich unter der Kirche eines Benediktinerklosters verschüttet und gerät in Vergessenheit. Erst der Mord an einem Kunstsammler und Literaturliebhaber im heutigen Paris liefert neue Hinweise auf den verlorenen Schatz, und eröffnet das Rennen zwischen Gut und Böse nach diesem sagenhaften Fund…

Was auf den ersten Blick als ein kriminalistisches Standardwerk im geschichts-wissenschaftlichen Dunstkreis eines Dan Brown anmutet, entpuppt sich als eine respektable Leistung eines ausgezeichnet informierten und engagierten Autors. "Die Quelle der Weisheit" ist nicht geradezu ein stilistischer Hochgenuss und sicherlich fallen dem aufmerksamen Leser einige (wenige) logische Inkonsistenzen auf – diese können aber das positive Gesamtbild nicht trüben.

Das entscheidende Qualitätsmerkmal eines gelungenen Thrillers ist die Fähigkeit mit aufgebautem Spannungsbogen den Leser zu fesseln, in ihm die Neugier nach dem nächsten Absatz, nach der nächsten Seite zu wecken. Holmer Rosenkranz gelingt dies zum Teil mit der Rahmenhandlung, die in mehreren parallel ablaufenden Erzählsträngen voranschreitet, damit für perspektivischen Wechsel ohne Spannungsverlust sorgt und darüber hinaus einige überraschende Wendungen bietet. Vielmehr setzt er aber den Fokus auf die ausgesprochen wertvollen Bildungspassagen, die mit viel Leidenschaft vorgetragen werden und die sich kritisch mit der Geschichte des Abendlandes auseinandersetzen. Wir erfahren mitunter Details zu den Geschehnissen der Kreuzzüge, genauso wie ausführliche Informationen zu der römischen und insbesondere der ägyptischen Kultur.

Die eigentliche Stärke dieses Romans liegt eindeutig in den Emotionen, mit denen die Erzählung vorbereitet, entfaltet und zu Ende gedacht wurde. Der Autor investiert viel Herzblut in den Text und verteilt zahlreiche sozial- und geschichtskritische Spitzen in Richtung der modernen Gesellschaft. Er offenbart nachdrücklich seine Gedankenwelt, ohne dabei vom Mahner zum Richter zu mutieren.

Die Antworten auf die Herausforderungen und Wirrungen unserer Tage liegen im übertragenen Wissen der Menschheitsgeschichte. Diese bietet die besten Beispiele aus denen die nachkommenden Generationen ihre Lehren ziehen sollten. Die Gefahr des Totalverlustes unserer Zivilisation, d.h. die Rückkehr in die Verwilderung, ist umso größer, je mehr sich der moderne Mensch von den Erkenntnissen der vergangenen Generationen losreißt, sich dabei der kurzsichtigen Arroganz des aktuell Lebendigen hingibt. Die Fehler die unsere Urahnen machten, müssen wir nicht wiederholen.

Neid, Gier, Maßlosigkeit und religiöser Wahn waren seit Höhlentagen die sichtbaren Erscheinungsformen jener Kraft, "die stets das Böse will und stets das Gute schafft". Dieses ewige Ringen im Wesen jedes Individuums ist die wichtigste Triebfeder dafür, dass der Mensch zum kreativen Gestalter seiner Umwelt wird. Es ist die Brutstätte unseres Fortschritts. In diesem fragilen Umfeld streben und scheitern natürlich auch die Protagonisten des Romans. Holmer Rosenkranz nennt das Böse beim Namen und stellt dem zügellosen Treiben des Konkurrenz- und Überlebenskampfes die Fixsterne des taktvollen, vom gegenseitigen Respekt und Toleranz geprägten, sozialen Umgangs und speziell der Liebe, die uns am Leben erhält, entgegen.

Dabei hat die Menschheit dem Bösen einiges zu verdanken: Es verleiht zum einen dem Guten eine veritable Existenzberechtigung, zum anderen liefert es für „Die Quelle der Weisheit“ den Grundstoff aus dem gute Thriller gemacht sind.

Pavle Veraja
15.12.2008

 
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Das Buch:

Holmer Rosenkranz: Die Quelle der Weisheit

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Neckenmarkt: Novum Verlag GmbH 2008
362 S., € 21,30
ISBN 978-3-850-22379-9

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