Krimis & Thriller

Ein ebenso turbulenter wie ungewöhnlich amüsanter Krimispaß, bei dem Langeweile zu keinem Satz aufkommt

Nach seinem Soziologiestudium hat sich Thomas Treffinger als Kioskbesitzer versucht. Allerdings ging die Selbständigkeit nicht gut. Mit Ende 40 hat er seine Berufung gefunden: nämlich als Busfahrer bei Schuler-Reisen. In Ein-Tages-, manchmal auch Wochenend-Touren geht es zu Christkindlmärkten, Musicals oder Pfälzer Weinfesten. Bis sein Chef beschließt, das Portfolio zu erweitern. Zur Probe aufs Exempel soll es zuerst für zwei Wochen nach Irland gehen. Eigentlich hat Treffinger so überhaupt keinen Bock auf diese Reise, aber was tut man nicht alles um des lieben Frieden willens mit dem Chef. Also setzt er sich hinter das Steuer und klappert mit Reiseleiterin Mara und neunundvierzig mehr oder weniger schrulligen Passagieren unter anderen die Drehorte von "Game of Thrones" ab.

Kaum auf der Grünen Insel angekommen, lassen die Turbulenzen nicht lange auf sich warten: Am ersten Morgen in Dublin wird Treffinger Zeuge eines Polizeieinsatzes. Im Hof hinter dem Hotel findet man eine Leiche, angeblich ein Herzinfarkt. Und es soll nicht mehr dieser einen bleiben. In den Ruinen einer alten Abtei stürzt ein Wanderer in den Tod. Ein Unfall mutmaßt die Polizei, aber Treffinger weiß es besser. Könnte es sein, dass er einen Mörder durch Irland fährt? Treffinger beschließt, eher widerwillig, der Sache auf die Spur zu gehen. Leichter gesagt als getan. Tante Emmy versucht sich als Miss Marple, wenn auch mehr schlecht als recht. Seine Ähnlichkeit zu Elvis Costello bringt Treffinger zusätzlich in Schwierigkeiten. Und dann ist da noch Mara, die ihm schöne Augen macht.

Dabei will Treffinger seit seiner Scheidung von der Liebe nichts mehr wissen. Aber gegen eine oder zwei Runden Matratzensport hätte er nichts einzuwenden. Dieser muss jedoch verschoben werden. Zuvor gilt es, einen Serienkiller dingfest zu machen. Spätestens als eine dritte Leiche Treffingers Busweg kreuzt, betätigt er sich als Möchtegern-Kommissar. Und er hat schnell einen der Fahrgäste im Visier. Dummerweise ist Treffingers Spürnase eine einzige Katastrophe. Und auch sein Kombinationsgeschick lässt zu wünschen übrig. Gäbe es nicht Mara, wäre bei der Mördersuche Hopfen und Malz verloren, oder ...?!

(Krimi-)Literatur, die mindestens so wunderbar spritzig ist wie Sekt - Stefan Nink weiß seine Leser immer wieder zu überraschen, und zwar mit Unterhaltung weit abseits des Mainstreams. "Treffinger und der Mörder aus der letzten Reihe": einfach nur zum Quietschen komisch! Noch nie hatte man größere Freude, einem Protagonisten beim Ermitteln zu erleben wie in diesem Fall. Und ganz nebenbei kann man endlich einmal dem Stress des Alltags für ein paar Stunden entkommen. Die Geschichten des Autors wirken wie ein Antidepressivum. Von diesen bekommt man richtig gute Laune. Kaum eine aufgeschlagen, hat keine Laus auf der Leber nicht einmal den Hauch einer Chance. Nink bringt den Leser noch breiter als ein Honigkuchenpferd zum Grinsen. Was er schreibt, rockt, und das auch noch so richtig!

Stefan Ninks Romane machen amüsantesten Lesespaß im Übermaß. Diese begeistern wie kaum etwas anderes. Während deren Lektüre kommt Langeweile garantiert zu keinem Satz auf. "Treffinger und der Mörder aus der letzten Reihe" hat den Wortwitz, Esprit und Charme von Jonas Jonassons Büchern sowie die ermittlerische Raffinesse eines Agatha-Christie-Krimis. Einfach nur herrlich, solch ein Vergnügen!

Susann Fleischer 
26.08.2019

 
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Das Buch:

Stefan Nink: Treffinger und der Mörder aus der letzten Reihe

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München: Limes Verlag 2019 400 S., € 15,00 ISBN: 978-3-8090-2683-9

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