Krimis & Thriller

Spannungsliteratur von unfassbar sprachlicher Raffinesse und einer literarischen Qualität, an die kaum etwas anderes heranzureichen vermag

Lukas Gsell hat immer davon geträumt, als Romancier den Durchbruch zu schaffen, hält sich jedoch mit dem Verfassen von gelegentlichen journalistischen Beiträgen eher schlecht über Wasser. Eines Abends führt er den Hund seines kranken Nachbarn auf der Promenade hoch über der Stadt aus. Von der Leine gelassen, verbellt der Hund einen Mann. Gsell eilt hinzu, leint den Hund an und entschuldigt sich. Doch der Mann winkt nur ab. Am nächsten Morgen liest Gsell in der Zeitung, dass sich der wortkarge Mann auf der Bank noch in derselben Nacht, kurz nach ihrer Begegnung, eine Kugel in den Kopf geschossen hat. Es handelt sich um einen gewissen Markus Morgart, einen international agierenden Investor. Zwar hat er den Selbstmordversuch überlebt, aber eine partielle Amnesie davongetragen.

Gsell, der sich in einer ihm selbst unklaren Weise für das Geschehen mitverantwortlich fühlt, besucht Morgart in der Rehabilitation. Ein Gespräch weckt in Morgart eine verschwommene Erinnerung. Morgart will dieser auf die Spur kommen, braucht dafür allerdings Gsells Hilfe. Nach einigem Zögern wird dieser zu Morgarts Begleiter auf einer Reise, mit der Morgart in sein Leben zurückfinden will. Diese führt die beiden unter anderem nach Paris und zu Geheimnissen, von denen nicht nur für Morgart, sondern auch für Gsell eine tödliche Gefahr ausgeht. Mit jedem Kilometer, dem Morgart und Gsell sich ihrem Ziel nähern, wird offensichtlicher, dass nichts so ist, wie es auf dem ersten Blick erscheint. Gsell gerät mitten hinein in einen Strudel, der ihn zu verschlingen droht ...

Thrill-Time, die einem das Leben oder zumindest die Nachtruhe, außerdem Tausende Nerven kostet - genialere Literatur als mit den Büchern von Ulrich Ritzel kann man nicht in die Hände kriegen. Seine Krimireihe um den Kommissar Berndorf darf in keinem Bücherregal fehlen. Für "Schwemmholz" und "Beifang" erhielt der Autor den Deutschen Krimi-Preis, für "Der Hund des Propheten" den Preis der Burgdorfer Krimi-Tage. Und auch mit "Die 150 Tage des Markus Morgart" hat Ritzel ein Lektürehighlight geschrieben, das alles andere glatt in den Schatten stellt. Ab der ersten Seite verschlägt es einem über solch grandioses, aber auch gnadenloses Thrillerkino nicht nur den Atem, sondern darüber hinaus die Sprache. Hier erfährt man Unterhaltung der einsamsten Spitzenklasse, einfach nicht zu toppen!

So zu schreiben wie Ulrich Ritzel ist ganz hohe Kunst. Er ist einer der begnadetsten, brillantesten Schriftsteller, die wir im deutschsprachigen Raum haben. Seine Romane berauschen einen regelrecht, sogar noch besser als Drogen. Außerdem zeugen diese von einer Spannung, wie diese sonst nur noch beim Bestseller-Star Håkan Nesser zu finden ist. "Die 150 Tage des Markus Morgart": definitiv Weltklasse-(Thriller-)Literatur, und zwar aus der Feder eines Geschichtenerzählers, der seinesgleichen sucht!

Susann Fleischer 
22.07.2019

 
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Das Buch:

Ulrich Ritzel: Die 150 Tage des Markus Morgart

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München: btb Verlag 2019 480 S., € 20,00 ISBN: 978-3-442-75817-3

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