Krimis & Thriller

Ein Krimihighlight jenseits des Mainstreams

Skandinavien, Sommer 970: Beklommen wartet die junge Ziehtochter Helga Finnsdottir auf die leiblichen Kinder des Wikingers Unnthor Reginsson, eines einst furchterregenden Kriegers. Nun ist er geachteter Häuptling der umliegenden Täler und hat seine Nachkommen zu einer Familienzusammenkunft auf Gut Flussfeste gerufen. Voller Neid, Missgunst und Hass erreichen Karl, Bjorn, Aslak und Jorunn mit ihren Familien den elterlichen Hof. Die Geschwister sind bis aufs Blut miteinander zerstritten. Helga muss mit ansehen, wie die ständigen Auseinandersetzungen der vier die Familie immer mehr entzweit. Mit einem Wettkampf soll das Kriegsbeil begraben werden. Die Brüder Karl, Bjorn, Aslak und deren Schwester Jorunn messen sich unerbitterlich miteinander. Am Abend liegt ein trügerischer Frieden über Flussfeste.

Am nächsten Morgen ist alles anders. Karl wurde im Schlaf getötet. Alle wissen: Es kann nur einer von ihnen gewesen sein. Als Karls Medaillon gefunden wird, scheint der Mörder überführt. Einzig Helga hegt Zweifel, dass ausgerechnet der kleine Voldun, Bjorns Sohn und von verminderter Intelligenz, diese Tat begangen haben soll. Heimlich macht sie sich an die Ermittlungen - ohne zu ahnen, auf welch gefährliches Katz-und-Maus-Spiel sie sich einlässt. Das Motiv: Während seiner Seefahrerjahre habe Unnthor einen sagenhaften Schatz angehäuft, glauben auch seine Kinder. Jeder will den verborgenen Reichtum an sich reißen. Mit Karls Tod ist ein Konkurrent aus dem Weg geschafft. Helga glaubt aber, dass dieser Mord andere Gründe hat. Diesen auf die Spur zu gelangen, bringt die junge Frau weit über ihre Grenzen ...

Spannungsliteratur, an die kaum etwas anderes heranreicht - Krimikunst auf höchstem Niveau kriegt man mit den Fällen von Helga Finnsdottir in die Hände, und das bereits ab der ersten Seite. "Blut und Gold" entlockt dem Leser mehr als einen Freudenschrei. Denn die Story ist die reinste Krimiwundertüte: überrascht nicht nur mit jeder Menge Nervenkitzel der Spitzenklasse von Peter Tremayne, sondern auch mit einem Setting der außergewöhnlicheren Sorte. Snorri Kristjánsson nimmt den Leser mit auf eine fesselnde Reise ins Skandinavien des 10. Jahrhunderts. Solch ein Leseabenteuer hat es ordentlich in sich. Und es macht Spaß, Spaß, Spaß über viele, viele Stunden lang. Der isländische Autor sorgt für Krimiunterhaltung, von der man nach nur wenigen Seiten so süchtig wird wie nach Drogen. Chapeau, Hut ab vor ihm!

Helga Finnsdottir ist auf dem Weg, mindestens solch eine geniale Ermittlerin zu werden wie Schwester Fidelma. Ihre Fälle sind spannend, spannender, am spannendsten. Und sie haben definitiv das Zeug zum Krimikult. Mit "Blut und Gold" gelingt Snorri Kristjánsson eines der besten, aber auch ungewöhnlichsten Krimidebüts dieses Jahres. Hoffentlich wird man schon ganz bald noch viel, viel mehr aus seiner Feder lesen dürfen. Seine Bücher bedeuten nämlich ein Lesevergnügen jenseits des Mainstreams. Solche fesselnd, grandiose Ermittlungsarbeit findet man nur seltenst zwischen zwei Buchdeckeln.

Susann Fleischer
22.10.2018

 
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Das Buch:

Snorri Kristjánsson: Blut und Gold. Historischer Roman. Aus dem Englischen von Jan Möller

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Reinbek: Rowohlt Polaris Verlag 2018
368 S., € 16,99
ISBN: 978-3-499-27430-5

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