Kinder- & Jugendbücher

Denn sie wissen nicht , was sie tun

Eigentlich haben die 16-j?hrige Maike und ihre Eltern wirklich alles versucht, damit sich in ihrem Leben endlich wieder Normalit?t einstellen kann. Doch auch Monate nach einem der schlimmsten Ereignisse, die einer Familie zusto?en k?nnen, ist ihnen dies immer noch nicht gelungen. Maikes Bruder David lief in seiner Schule Amok. Er erschoss ein M?dchen, verletzte mehrere seiner Schulkameraden teilweise schwer und nahm sich dann selbst das Leben. Von einem Tag auf den anderen war f?r Maike nichts mehr wie zuvor. Sie kann sich kaum entscheiden, was schlimmer f?r sie ist: die l?hmende Stille in ihrem einst vor Leben strotzenden Zuhause, oder die schrecklichen G?ngelungen, denen sie als "Amok-Schwester" in der Schule ausgesetzt ist.

Selbstverst?ndlich kann Maike die Reaktion ihrer Schulkameraden verstehen, auch wenn es weh tut. Schlie?lich hat ihr Bruder unendlich viel Leid ?ber sie gebracht. Doch dass es so schrecklich werden w?rde, hat sie nicht erwartet. Und auch ihr Freund Jannik scheint ihr nicht mehr recht zu vertrauen, denn sein bester Freund Felix, den David ebenfalls angeschossen hat, wird nie wieder gehen k?nnen. Doch mit das Schlimmste ist, dass ihre Schulkameradin Sandra ein Auge auf Jannik geworfen zu haben scheint. Und um ihr Ziel zu erreichen, ist ihr jedes Mittel recht - und der schreckliche Vorfall ist f?r sie hierf?r ein gefundenes Fressen. Selbstverst?ndlich gibt sich Maike alle M?he, um sich nicht durch ihre Intrigen brechen zu lassen, doch es f?llt ihr alles andere als leicht.

Durch puren Zufall findet Maike schlie?lich in der gleichaltrigen, frechen Kim eine neue Freundin. Kim geht nicht auf ihre Schule und wei? daher nichts von Maikes tragischer Vergangenheit und dem Stigma, das ihr angeh?ngt wird. Doch von einem ist Maike ?berzeugt: Sie kann Kim unm?glich davon erz?hlen, was ihr momentan die Zeit in der Schule und zu Hause zur H?lle macht - egal, wie schwer es ihr manchmal f?llt. Schlie?lich nimmt sie sich vor, die Ursachen, die zu Davids unglaublicher Tat gef?hrt haben, zu ergr?nden ...

Die Tatsache, dass immer j?ngere Sch?ler immer ?fter ihrem Schulstress in der schlimmstm?glichen Art und Weise Luft machen, geh?rt zu den ersch?tternsten Erscheinungen unserer Zeit. Doch was ist mit dem "Nachspiel", das derartige Taten f?r die Hinterbliebenen nach sich ziehen? F?r Maike und ihre Familie hat die H?lle fraglos erst jetzt richtig begonnen. Es ist eine mehr als heikle Thematik, welche die deutsche Autorin Myriam Keil aufgreift. Doch das Ergebnis wird jeden Skeptiker verstummen lassen, denn "Nach dem Amok" ?berzeugt mit bestechend viel Einf?hlsamkeit und Finesse und entbehrt zugleich jeglicher Larmoyanz und Effekthascherei. Ebenso f?llt auf, dass Keil mit der 16-j?hrigen Maike eine bestechend authentische Protagonistin gelungen ist, die handelt und f?hlt, wie es jeder von einem Teenager erwarten w?rde.

All dies liest sich zudem noch derma?en dynamisch, direkt, und spannend, dass man oft das eigentlich bedr?ckende Thema vergisst. Das Ergebnis ist ein bestechend verfasster Garant f?r spannende Unterhaltung auch f?r alle, die eigentlich lieber B?cher ?ber weniger hei? diskutierte Themen lesen. Ein in jeder Hinsicht einfach gelungenes Jugendbuch ?ber ein schwieriges Thema und ein Muss f?r junge Leser, die nach einem fesselnden Leseerlebnis mit Tiefgang suchen.

Johannes Schaack
23.05.2011

 
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Das Buch:

Myriam Keil: Nach dem Amok

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München: cbt Verlag 2011
285 S., € 7,99
ab 12 Jahren
ISBN: 978-3-570-30742-7

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