Kinder- & Jugendbücher

Von künstlicher Intelligenz und echten Flugzeugen im Bauch

Der 16-jährige Johannes Seitz alias "Joker" hat in der Tat den Bogen raus. Andere Hochbegabte in seinem Alter würden von ihren Klassenkameraden als Streber beschimpft werden, doch er ist genial genug, um als der coolste Typ der Schule zu gelten. Er besitzt ein fotografisches Gedächtnis und seine Fertigkeit im Umgang mit Computern ist legendär. Nicht umsonst nennt man ihn Joker, denn egal welche Schikanen sich ein Lehrer ausdenken mag, mit ihm ist man immer auf der sicheren Seite. Doch die Schule ist auf der Liste seiner Prioritäten betont niedrig angesiedelt, denn Joker hat ganz andere Pläne. Alles, woran er augenblicklich denken kann, ist der Loebner-Preis in Gold.

Besagten unter Programmierern hoch begehrten Preis erhält der Entwickler der weltbesten Künstlichen Intelligenz - sprich, eines Programms, das einem Computer menschliches Verhalten beibringt. Und Joker hat auch schon einen Plan, was sein Programm von allen anderen absetzen soll. Dass er hierfür die kombinierte Rechenleistung des Uni-Rechenzentrums mittels eines Virus anzapft, ist zwar nicht ganz legal, doch der Zweck heiligt, wie Joker findet, die Mittel.

Schließlich beginnen Joker Gewissensbisse zu plagen und auch Ljusja, die sich mächtig in ihn verliebt hat, versucht ihr Bestes, ihm ins Gewissen zu reden. Zwar ist es Ljusja mittlerweile gelungen, Jokers Panzer aus Unnahbarkeit ein wenig zu durchbrechen, doch ihn zu ändern, gelingt selbst ihr nicht. Joker kann es nicht lassen und behält seine Methoden bei. Schließlich stattet er "GRID", wie er seine Künstliche Intelligenz nennt, mit zwei neuartigen Funktionen aus: Sie ist nun in der Lage, ihr Wissen selbsttätig zu erweitern und per Kamera und Spracherkennung mit Menschen zu kommunizieren. Doch schließlich beginnt GRID ein eigenartiges Verhalten an den Tag zu legen und lässt Jokers Freunden seltsame Drohungen zukommen, ohne dass er seine Kreation daran hindern kann. Bedeutet dies, dass Joker zu weit gegangen ist und die Kontrolle über GRID verloren hat?

Der Hinweis "Thrillerspannung mit Gefühl" auf dem Buchrücken von "GRID alive" ist durchaus Programm, denn es wird schnell deutlich, dass auf den ersten Seiten des Buchs kein Hacker-Abenteuer im Vordergrund steht. Vielmehr wird zuerst von den Liebesnöten von Ljusjas bester Freundin Anabell berichtet, in die sich Jokers Freund Nils unsterblich verliebt. Und schließlich funkt es auch zwischen Joker und Ljusja kräftig. Der deutsche Autor Reinhold Ziegler legt so eine reizvolle Mischung aus Spannung und emotionalen Momenten vor, die den Hauptfiguren von "GRID alive" zudem deutlich mehr Tiefe verleiht als in anderen Jugendbüchern, die ausschließlich auf Spannung bauen. Sich mit Joker und seiner Clique verbunden zu fühlen und mit ihnen mitzufiebern, ist somit für jeden Leser ein Leichtes.

Sobald deutlich wird, in welche Schwierigkeiten das keinesfalls perfekte "Computergenie" sich und seine Freunde gebracht hat, steigt die Spannung ins Unermessliche. Auch zahlreiche überraschende Wendungen tragen dazu bei, dass der Spannungsbogen von "GRID alive" keinerlei Längen aufweist und es mit jeder Seite schwieriger wird, das Buch wegzulegen. Somit werden junge Fans von knisternder Spannung "GRID alive" genauso verschlingen wie Freunde von Herzschmerz - und junge Computerfreaks sowieso. Ein absolut starker Genre-Mix, der gekonnt zwei Arten von Herzklopfen kombiniert.

Johannes Schaack
25.10.2010

 
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Das Buch:

Reinhold Ziegler: GRID alive

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Wien: Ueberreuter Verlag
271 S., € 12,95
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-8000-5570-8

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