Kinder- & Jugendbücher

Es waren einmal drei Krokodile

1967 erschien erstmals Tomi Ungerers Kinderbuch "Warwick und die 3 Flaschen". Seitdem sind nun schon 40 Jahre vergangen und das Buch wäre längst wieder in Vergessenheit geraten, gäbe es da nicht den Diogenes Verlag. Mit der vor wenigen Wochen erschienenen Neuausgabe erstrahlt die Geschichte um die einsamen Krokodile Cromwell und Beowulf wieder in neuem Glanze und unterhält damit Kinder und Erwachsene wie schon 43 Jahre zuvor.

Die Krokodile Cromwell und Beowulf sind einsam. Kein Nachbar möchte etwas mit ihnen zu tun haben - aus Angst, sie könnten gefressen werden. Einzig Widder Willi, der Briefträger, schaut bei den beiden manchmal vorbei und bringt ihnen Briefe mit. Und selbst wenn nichts für die Krokodile dabei ist, so lässt sich Willi gerne zu einem Gläschen Himbeersirup einladen. Dann führen sie eine nette kleine Unterhaltung und Cromwell und Beowulf können endlich für wenige Minuten der gähnenden Langeweile entfliehen. Und bald soll es sogar noch schöner werden für die beiden, denn Warwick kommt endlich zu Besuch und bringt die berühmt-berüchtigte "Schottische Brühe" mit.

Die Vorfreude von Cromwell und Beowulf hält allerdings nicht lange an, denn Warwick ist mit nichts, aber auch gar nichts zufrieden: Das aufwendig gekochte Essen schmeckt ihm nicht, das Gästezimmer ist viel zu klein und ungemütlich und das Wasser im See ist viel zu kalt. Am Schlimmsten allerdings sind die Einwohner des kleinen Ortes, denn niemand will sich von Warwick verspeisen lassen. Sie fliehen lieber, als auf seinem Essteller zu landen. Doch dann kommt es zu einer Katastrophe: Briefträger Willi gerät in Warwicks Fänge. Statt Willi bei lebendigem Leib aufzufressen, erwischt Warwick lediglich seinen Bart und droht elendig daran zu ersticken. Wenn es da nicht den blauen Affen Albicoco gäbe, der sich mit Angel und Kaugummi daran macht, Warwicks Leben zu retten. Doch viel Zeit bleibt ihm nicht mehr.

Tomi Ungerer gilt neben René Goscinny ("Der kleine Nick"), René Guillot und Jean de Brunhoff ("Babar der Elefant") als einer der französischen Kinderbuchautoren, der Generationen geschickt miteinander zu verbinden weiß. Die Erwachsenen schwärmen noch heute von seinen Bilderbüchern, während die junge Generation ihn für sich wiederentdeckt. "Warwick und die 3 Flaschen" ist da keine Ausnahme. Die Geschichte ist wie eine Fabel, die trotz ihres Unterhaltungswertes etwas Erzieherisches an sich haften hat und zugleich durch Witz und Hintersinn jeden Leser überzeugt. Die Illustrationen erinnern an die Zeichnungen von vor 40 Jahren, sodass der Geschichte ein Hauch Nostalgie anhaftet, der selbst heutige Computerfreaks zum begeisterten Lesen animiert und an alte Zeiten erinnert. Das vorliegende Kinderbuch hebt sich damit von der breiten Masse an Neuerscheinungen wohltuend ab und schafft einen Hort der Andersartigkeit und Fantasie.

Susann Fleischer
03.05.2010

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Tomi Ungerer, André Hodier: Warwick und die 3 Flaschen. Aus dem Französischen von Anna von Cramer-Klett

CMS_IMGTITLE[1]

Zürich: Diogenes Verlag 2010, Neuausgabe
36 S., € 16,90
ab 4 Jahren
ISBN: 978-3-257-00514-1

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.