Kinder- & Jugendbücher

Die Zukunft Aradons in den Händen eines Mädchens

In Aradon ist das alltägliche Leben geprägt von Magie. Mit Hilfe der Substanz Lirium bleibt das umgebende Land lebendig: Gebirge können sich bewegen, Wüstensand kann Menschen angreifen. Trotz dieser tödlichen Macht ist Lirium zugleich unersetzlich für die Menschen, weil es für diese ein magischer Energieträger ist, durch den Beleuchtungskugeln ihre Leuchtkraft beziehen, Wasser erwärmt wird und vieles mehr.

Einzig die "Sturmjäger von Aradon" sind in der Lage, Lirium einzuschließen. Mit ihren fliegenden Schiffen fangen sie das magische Material mit riesigen Elfenlichtern - einem Speicher für Lirium. Anschließend wird es zu Aradons Magierschaft gebracht wird, die die Substanz so umwandelt, dass sie den Menschen vor dem lebenden Land als Schutz dient. Bislang hat Lirium für die Bevölkerung Aradons ausgereicht, aber langsam gehen die natürlichen Quellen zur Neige, sodass schnell Ersatz gefunden werden muss.

Auch für die junge Hel - was soviel wie "Licht" heißt - bedeutet dieser Umstand eine Veränderung in ihrem bisherigen Leben. Das Mädchen kann mit ihrem blinden Auge Lirium sehen, denn die magische Substanz strahlt ein Licht aus, das nur Hel mit ihrer "zweiten Sicht" erkennen kann. Diese Fähigkeit hat so manches Mal dazu geführt, dass die Mannschaft der "Schwalbe" - jenem Schiff, auf dem Hel als Beobachterin bisher fast ihr ganzes Leben verbrachte - äußerst erfolgreich ist bei der Jagd nach Lirium. Nur in letzter Zeit sah Hel jenes einzigartige Flimmern der Magie nur spärlich und Liriumstürme werden immer seltener. 

Eines Tages sieht sie am fernen Horizont ein seltsames Aufflackern. Aber kaum ist das Licht da, ist es auch schon wieder weg. Hel kann sich dieses Phänomen nicht erklären und sucht Rat bei ihrem Kapitän, der mehr Ersatzvater denn Befehlshaber ist. Mitten in der Unterhaltung zwischen Hel und Gharra wird das Schiff von einer unsichtbaren Macht angegriffen. Alle an Bord sterben - bis auf Hel, die schwerverletzt von einem Jungen gefunden wird, der sie gesundpflegt. Nachdem sich Hel einigermaßen von ihren Verletzungen erholt hat, macht sie sich zusammen mit dem geheimnisvollen Fremden auf den Weg nach Har´punaptra, um von dort mit anderen Sturmjägern zur Magierschaft reisen zu können. Nur diese kann Hel erklären, was geschehen ist in jener Nacht.

Als Hel nach einem Weg voller Gefahren schließlich bei der Magierschaft anlangt, erfährt sie, dass angeblich ein Dämon durch das Land streift, der Menschen tötet und die Macht der weisen Magier angreifen will. Die Weisen vermuten, dass "Mutter Meer" - die Anführerin einer Rebellion durch die Isen, die als Volk auf den fernen Inseln hinter Aradon leben - als jener Dämon verwandelt durch die Lande streift, um ihrem Volk zum Recht auf Freiheit zu verhelfen. Weil Hel als einzige in der Lage ist, Lirium mit ihrer zweiten Sicht zu sehen, wird sie gemeinsam mit dem Magier Olowain, dem mit ihr befreundeten Sturmjäger Nova, vier Söldnern, einem Isen und einer Zwergin auf die Mission geschickt, "Mutter Meer" zu finden und zu töten.

So begeben sich die Neun auf eine Reise voller Ungewissheiten. Dabei verdichten sich die Hinweise, dass nicht "Mutter Meer" der gesuchte Dämon ist, sondern ein Kind, das die Macht besitzt, den Menschen Leben auszusaugen wie Gift aus einer Wunde. Als Hel von diesen Indizien erfährt, wird ihr bewusst, dass jener Dämon auch der geheimnisvolle Fremde sein könnte, der ihr Leben einst rettete. So steht sie am Ende des Weges vor der Entscheidung, ob sie ihren Feind hassen oder lieben soll. Schließlich hat er ihr Leben gerettet.

Jenny-Mai Nuyen eröffnet mit dem ersten Band "Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht" bildgewaltig eine Fantasy-Trilogie, die die Freunde dieses Genres in eine andersartige Welt entführt, die gleichermaßen anmutig-schön, aber auch erbarmungslos grausam sein kann. Mit viel Einfühlungsvermögen und einer eindrucksvollen Erzählkunst präsentiert Nuyen dem Leser die Geschichte einer jungen Frau, die anders ist als die anderen und erst noch ihren Platz im Leben finden muss. Auch wenn Hel wegen ihres blinden Auges scheel von der Seite betrachtet wird, kann der Leser nicht anders, als Zuneigung für sie zu empfinden.

"Feenlicht" ist laut cbt Verlag zwar ein Jugendbuch (ab zwölf Jahren), während des Lesens ist aber nicht zwangsläufig ersichtlich, warum diese Einstufung vorgenommen wurde. Typische Jugendbuchthemen werden nur am Rande behandelt, die Konzentration ist eher auf die spannungsreiche Handlung gelegt, die den Leser in ihren Bann zieht. Damit ist erklärbar, warum das vorliegende Buch Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen begeistern kann. Eben jenes Können, Generationen mit einer Gerschichte zu vereinen, zeigt auf, dass die Autorin Vergleiche mit J.R.R. Tolkien ("Der Herr der Ringe") und J.K. Rowling ("Harry Potter"-Reihe) keineswegs zu scheuen braucht - beweist "Feenlicht" doch eindrucksvoll, dass Nuyen längst den Kinderschuhen entwachsen ist und als ernstzunehmende (Fantasy-)Schriftstellerin durchaus in Konkurrenz zu anderen (Bestseller-)Autoren treten kann.

Susann Fleischer
28.09.2009

 
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Das Buch:

Jenny-Mai Nuyen: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

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München: cbt Verlag 2009
480 S., € 18,95
ab 12 Jahren
ISBN: 978-3-570-16033-6

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