Kinder- & Jugendbücher

Vom Alltag zu Beginn des 3. Reichs

Anna ist ein junges M?dchen aus der Umgebung von Stettin, die nach dem Tod ihrer Mutter bei ihrem Gro?vater lebt. Vom "braunen Spuk" ist hier nur ansatzweise etwas zu sehen und zu h?ren, wenn auch die ersten Schatten auf die Gesellschaft geworfen werden.

Das ?ndert sich jedoch schlagartig, als Anna zu ihrer Tante und zu ihrem vermeintlichen Onkel ? der sich sp?ter als ihr Vater herausstellt ? nach Berlin f?hrt, um dort das Gymnasium zu besuchen. Die Zeichen des aufkeimenden Naziterrors sind nicht mehr zu ?bersehen, und nicht nur in der Schule macht sich der immer st?rker werdende Antisemitismus bemerkbar. Als dann noch der Vater aufgrund des Umstands, dass seine Frau Halbj?din ist und er sich nicht scheiden lassen will, seine Stellung verliert, ist das Ma? voll. Die Familie wandert, wenn auch schweren Herzens, in die USA aus.

Auch wenn das Buch so geschrieben ist, als w?rde es sich um Jugenderinnerungen der Autorin handeln ? auch die Einleitung erweckt diesen Eindruck ?, so ist es doch eine Fiktion. Aber, und dies ist sicher wichtig, so h?tte es passieren k?nnen. Dieses Buch zeigt, wie an sich unpolitische Menschen, die Hitler eher neutral, also weder ablehnend noch zustimmend, gegen?ber standen, durch den Strudel der Ereignisse und die Nazis gezwungen wurden, Entscheidungen zu treffen, die sie eigentlich nicht treffen wollten. Die Auswanderung, eine Notl?sung, zu der damals zahlreiche Deutsche j?dischen Glaubens mit ihrer Familie griffen, darunter auch viele Wissenschaftler und K?nstler, rettete zumindest ihr Leben. Viele andere Deutsche wurden sp?ter nur ihres Glaubens oder ihrer Abstammung wegen umgebracht. Wer dieses Buch von der Normalit?t des t?glichen Lebens auch im Jahr nach der Machtergreifung liest, wird es umso weniger verstehen, wie sich der braune Terror sp?ter entwickelte und Deutschland in den Ruin st?rzte.

Zwei Punkte m?ssen jedoch erw?hnt werden, der das Lesevergn?gen tr?ben. So sind die abgedruckten Zeittafeln so klein, dass sie kaum zu lesen sind. Schade, denn diese Informationen h?tten den Text besser unterst?tzen k?nnen. Dann aber ist das Buch leider sehr oberfl?chlich lektoriert, Rechtschreibung, Grammatik und nicht zuletzt das Einr?cken jeder letzten Seitenzeile (hier wurde wohl immer ein Absatzende formatiert) erschweren das Lesen und lassen den Leser immer wieder "stolpern". Bei einer Neuauflage sollte dies gr?ndlich ?berarbeitet werden.

Dieses Buch kann aber vor allem jungen Lesern empfohlen werden, um auch die Motivation der Autorin, dem "Wehret den Anf?ngen", diesem Leserkreis zu vermitteln und mit dazu beizutragen, dass Deutschland nie wieder im Sumpf einer wie immer gearteten Diktatur versinkt.

hah
17.08.2004

 
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Das Buch:

Ingrid Hesse-Werner: Anna, wie war es eigentlich 1934? Historischer Jugendroman

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Rahden: Nemesis- Verlag 2003
286 S.
ISBN: 3-935636-16-4

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