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Kinder- & Jugendbücher

Anne Holler versus Harry Potter

Peter Welzel, Autor und gleichzeitig Verleger dieses Fantasy-Kinderbuches, hat eine ähnliche Welt geschaffen wie die, in der Harry Potter seiner Zeit wandelte. Peter Welzel erschuf Anne Holler, die Tochter zweier getöteter Zauberer. Anne Holler wundert sich zwar über ein paar seltsame Begebenheiten, wäre aber niemals auf die Idee gekommen, zaubern zu können. Sie lebt bei den Nussbaums ein relativ unerträgliches Leben und erfährt erst an ihrem dreizehnten Geburtstag, dass sie eine Zauberin ist und bald die Zauberschule in Hamburg besuchen darf. Ihre Tante, die Schwester ihrer Mutter, ist ebenso wenig begeistert wie ihr Mann, aber Dagos (das Pendant zu Hagrid) Zauberkünsten stehen sie machtlos gegenüber und seinem Willen erst recht. Annes zukünftiges Leben ist vorherbestimmt. Schmerzlich muss sie erkennen, wer sie ist, dass sie gebrandmarkt ist und der Mörder ihrer Eltern vor ihr nicht halt machen wird. Doch trotzdem ist sie entschlossen, den vor ihr liegenden Weg zu meistern.

Im Grunde passiert nun das, was man an dieser Stelle schon vermutet, wenn man Harry Potter kennt. Namen ähneln sich, die Muggels heißen hier Terrels und auch ansonsten kommt einem sehr viel bekannt vor. Einerseits fühlt man sich sofort wohl und ist mittendrin, voller Vorfreude, andererseits denkt man, dass sich doch nur alles wiederholen wird. Letzteres ist zwar nicht ganz falsch, aber Anne Holler ist ein Mädchen, nicht weniger mutig als ihr berühmter Kollege, aber doch ein eigenständiger Charakter, weiblich redend, denkend und handelnd, was der Ähnlichkeit eine gewisse ablenkende und angenehme Würze gibt. Überhaupt gibt es neben den vielen Parallelen auch ganz unterschiedliche Handlungsstränge, Orte und Begebenheiten. Immer wenn man denkt, man wüsste ja jetzt eh, wie es weitergeht, wird man überrascht, weil der Autor es schafft, genau diese bekannten Gemeinsamkeiten so zu verändern, dass der Leser immer wieder erstaunt ist, dass vieles eben doch ganz anders ist. Und ehe man sich versieht, steckt man mitten in diesem Hamburger Zauberabenteuer.

Peter Welzel hat uns die deutsche Version von Harry Potter geschaffen, jedoch ein wenig sanfter, weniger bedenklich, was die Kindgerechtheit angeht und eben in deutscher Auflage. Das Geheimnis der goldenen Lade ist ein nicht minder interessantes Fantasyabenteuer. Anne hat ebenso sympathische Freunde an ihrer Seite, muss sich beweisen und kämpfen, bekommt unerwartet Hilfe und muss sich gegen fiese, neidische Zauberkollegen durchsetzen. Und nicht zuletzt ist da Tulsanun, der Mörder ihrer Eltern, der Anne ebenfalls auf seine Liste der Erledigungen setzen will.

Tanja Küsters
29.09.2008

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