Kinder- & Jugendbücher

Der Versuch einer 14jährigen , das Gleichgewicht zwischen Chaos und Ordnung und damit die Welten zu retten

Fünfhundert Jahre nach dem Weltuntergang erhält Maddy Smith, ein 14jähriges Mädchen mit magischen Eigenschaften und einem rostbraunen Runenmal in der Handfläche, von ihrem Bekannten, dem einäugigen Wanderer, der seit sieben Jahren regelmäßig ins Dorf Malbry kommt, Maddy über ihre Zugehörigkeit zum Feuervolk sowie die Geschehnisse in der Vergangenheit aufklärt und sich später als Odin, Oberhaupt des Sehergeschlechts der Asen entpuppt, den Auftrag, in den geheimnisvollen Hügel, der sich unweit des Dorfes befindet, hinab zu steigen und den „Flüsterer“, ein zwielichtiges Orakel, zu bergen. Wird es ihr mit Hilfe von Loki, dem Listenreichen, dem Blutsbruder von Odin sowie gemeinsam mit den von ihr zu weckenden Wanen (Göttern), und den von Loki aus der Unterwelt zu befreienden Asen gelingen, den Namenlosen, dessen düstere Gefolgschaft unaufhörlich wächst und der bereit ist, das Gleichgewicht von Chaos und Ordnung unwiderruflich zu zerstören, zu besiegen?

Joanne Harris bedient sich bei der Konstruktion der Götterwelt der Asen und Wanen der nordischen Mythologie. Insbesondere bei den bruchstückhaften Erzählungen der Vorgeschichte des Weltuntergangs sowie der Konstellation und Charakterisierung der Götter fließen die in der älteren und jüngeren Edda festgehaltenen Mythen ein. Zwar sind die Asen und Wanen bereits in der Edda vermenschlicht, doch erscheint bei Harris insbesondere die Darstellung der Wanen bis ins Groteske verzerrt. So wird es dem Leser, der nicht mit den Inhalten der Edda vertraut ist, nicht gelingen, die Grenzen zwischen z. T. detailgetreuer Abbildung nordischer Mythen und der sich daraus entwickelnden Fantasie der Autorin zu erkennen, die spätestens deutlich wird, als sie Thors Sohn Modi in ihrem Roman als Mädchen auftreten lässt.Ein Kommentar der Autorin bzw. ein Hinweis in einem Vorwort wäre wünschenswert gewesen, damit auch ein uninformierter, jugendlicher Leser den mythologischen Zusammenhang bzw. den Unterschied zwischen Mythen und Fantasy erfasst.

Aus Sicht eines auktorialen Erzählers öffnet Joanne Harris in klarer Sprache in ihrem in neun Bücher mit verschiedenen Unterkapiteln gegliederten Fantasy-Roman den Blick des Lesers auf eine vollkommen andere Weltenordnung. Durch die bruchstückhaften Erzählungen von Romanfiguren, die sich vordergründig an die zu Beginn des Buches uninformierte 14jährige Romanheldin richten, erwirbt auch der Leser das nötige Hintergrundwissen um die Geschehnisse richtig deuten und werten zu können. Da auch die wahre Identität einiger Protagonisten erst im Laufe der Handlung endgültig geklärt wird, durch die zahlreichen Andeutungen und offenen Kapitelausgänge, die oftmals einen neuen Spannungsbogen eröffnen und die Parallelität mehrerer Erzählstränge, bleibt die Lesemotivation bis zum Schluss und über die Romanhandlung hinaus erhalten. Es lässt sich unschwer erahnen, dass ein zweiter Band folgen wird.

Insgesamt eine gelungene Aufbereitung eines altbekannten Stoffes, auch für Neueinsteiger ins Fantasy-Genre geeignet.

Claudia Birk-Gehrke
18.02.2008

 
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Das Buch:

Joanne Harris: Feuervolk

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München: cbj 2007.
542 S., € 19,95
ISBN: 978-3-570-13219-7

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