Gedichtbände

Botschaften aus dem Erleben heraus

In sein Buch "WegEtappen" hat Helmut Voß sehr viel hineingelegt. Aber es ist nicht so, als würden alle 92 Seiten um den einen Gedanken kreisen. Die Beiträge sind nicht kompakt gepresst, sie kommen der Leserin und dem Leser vielmehr als bunter Strauß entgegen. Deshalb zeigt sich dieses Werk wie das Leben selbst, es sind Berichte aus dem Erleben heraus, bereichert mit Botschaften, die sich im Leben eines aufmerksam hinhörenden Menschen ergeben.

Die Beiträge sind datiert, und so kann man es sich gut vorstellen, wie sich alles aneinander reiht. Ausgiebige Prosa neben frischem Versmaß. Voß wurde 1932 geboren. Da kommt einiges zusammen. Und man braucht nur wenige Zeilen zu lesen, um zu erkennen, dass die Texte nicht einfach auf der Oberfläche plätschern. Vieles geht auch im Kreis herum und sucht. Das macht auch die Gläubigkeit aus, die das Werk durchzieht. Weil sie auf der Suche ist, ist sie auch nicht frei von bangen Fragen und von Widersprüchen. Sicherheit, Unsicherheit? Zum Leben und zum Glauben gehört stets beides. Mal liegt ihm das Ziel vor Augen, mal der Weg dorthin. Schon die gelungene Titelung der einzelnen Beiträge regt zum Lesen an. Wo bleibt die Liebe? Dazu das passende Gedicht "Nur du".

Voß ist gelernter Tischlermeister, hat deshalb ein so unverfälschtes Verhältnis zum Textmaterial. Da packt einer zu - aber nicht grob, eher beherzt. An manchen Stellen liest man ab, dass praktische Erfahrung mitspielt. Voß wirkte über Jahre hinweg in kirchlichen und in Gemeindegremien mit, auch das hinterlässt Spuren in der Art und Weise, wie der Text aufscheint. Der Autor fragt sich und den Leser, er mahnt und beschreibt, legt in sein eigenes Leben eine eigene Interpretation. "Wir haben es nun mal, das Leben", schreibt er so demutsvoll, "möchten es gestalten und formen, möchten ihm Sinn und Inhalt verleihen, ganz selbstverständlich und zielstrebig". Und so macht man sich auf die Reise, nicht nur mit Fragen wie: "Wo kam ich her, wo geh ich hin?" Wo endet der Himmel, wo brennt die Höllenpein? Voß schreibt über "das Rätsel, das jedes Dasein bedrängt".

"Das Kreuz, das über dir ragt." Christliche Haltung ist nicht wegzudenken aus diesem Buch. Aber die Gedanken kreisen auch um die Demokratie - oder das, was davon Realität geworden ist. Es ist schön zu sehen, dass existenzielle Gedanken zur Natur und zur Umwelt längst auch die älteren Autoren erreicht haben, so auch Helmut Voß. Das mag auch nicht erstaunen bei einem, der "im Holz" aufgewachsen ist.

Man darf vermuten, dass der Autor nicht ewig an allem herumgefeilt hat, ehe er es publizierte. Dass muss ein Autor auch nie. Ein Buch setzt beim Leser sehr viel mehr in Gang, wenn es seine Ursprünge zu erkennen gibt und zeigt, dass auch der Autor unterwegs war und ist. So ergibt sich in "WegEtappen" eine Sprache, die man anfassen kann, die man nicht nur in Wörtern und Sätzen versteht, sondern auch in ihrem Versuch, die Welt sichtbar und lernbar zu machen.

Ronald Roggen 
04.10.2011

 
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Das Buch:

Helmut Voß: WegEtappen. Gereimtes und Ungereimtes

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Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2011 92 S., € 11,80 ISBN: 978-3-8372-0964-8

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