Gedichtbände
Die Freude am Schreiben , der Genuss des Lesens
Steffen Klaus hat mit "Herzschlag im Ohr" einen Gedichtband geschrieben, der in jeder Zeile erahnen lässt, welche Freude ihm sein Tun bereitet hat. Auf siebzig Seiten entführt er den Leser in die Gedichtewelt, lässt ihn teilhaben am unvergesslichen Vergangenen, aber auch an der gegenwärtigen Realität.
Es finden sich Gedichte aus der Kriegszeit in dem Büchlein, beispielsweise beim Onkel auf dem Bauernhof. Bei dem Gedicht "Kartoffellesers Abendbrot", glaubt man die Mahlzeit selbst schmecken zu können, so trefflich hat der Autor dieses Abendbrot beschrieben. Es entsteht ein Bild vor Augen und man glaubt vor Ort zu sein, das Essen riechen zu können. Ein Stück weiter erfreut uns der Autor mit seiner "Unwiderruflichen Liebeserklärung" an das Schreiben. Steffen Klaus entführt den Leser in die Welt von Tintenfass und Papier, den Gedanken, die in einem Autor vorgehen, der unbedingt etwas auf Papier bringen muss, aber stets zweifelt, ob das Geschriebene auch würdig ist, aufgetragen zu werden. Der Leser erfährt von Freud und Leid des Handwerks Schreiben.
Das Kurzgedicht "Worte" besteht aus sechs Zeilen und sagt doch so viel wie ein ganzer Roman, wenn man sich nur bemüht, es zu verstehen, widerhallen zu lassen. Sehr nachdenklich stimmt einen auch "Die Brücke über die Passer". Mit diesen Zeilen gibt der Autor ein "Tun" mit Worten wieder, schenkt diesem Tun Bedeutung und macht es verständlich. Der Leser begreift, was es damit auf sich hat. Kurz vor Beendigung des Gedichtbandes widmet der Autor einige Zeilen noch lieben Menschen, die ihn ein Stück auf seinem Weg begleitet haben und denen er noch etwas sagen möchte, ehe er sich dann zum Schluss hin zum Achtzigsten gratuliert, auf eine fröhlich-nachdenkliche Weise.
Und so lässt Steffen Klaus den Leser teilhaben an seinem Leben und Erlebten. Er gestattet den Blick hinter die Kulissen, den Blick hinein in die Seele, auf Sehnsüchte. Aber auch auf Fröhliches und Heiteres. Der Autor hat wie ein leichtfüßiges Kleinkind die Worte zu Papier gebracht, doch man erahnt, wie vielfach manche Zeilen überarbeitet worden sein müssen, ehe sie "fertig" vor ihm lagen.
Manch ein Leser stellt sich unter einem Gedichtband ausschließlich Reime vor, doch diese bilden die Minderheit in diesem Büchlein. Und doch ist es ein Leichtes den Text zu interpretieren, wenn man sich nur die Muße gönnt und Zeit nimmt, zu verstehen, hinabzutauchen in die Tiefen der Zeilen und auch in die Zwischenräume, die nicht niedergeschrieben sind. Dieses Büchlein ist für all die geeignet, die Gedichte in jeder Form lieben, die auch Zwischen den Zeilen lesen können, die sich fallen lassen wollen. Dann ist es ein Genuss höchster Güte.
Tanja Küsters
15.02.2010