Erzählbände & Kurzprosa
Wenn einer eine Reise tut ...
Ah, ich schweife schon wieder ab, macht nichts, weitschweifig hinaus in die Welt, immer weiter, anderen Ländern zu, es kann gar nicht weit genug herausgehen aus mir, neuen Erfahrungen entgegen!
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Einen "Allesbereiser" nennt der Kunstkritiker Satzinger aus Franken sich selbst. "Da war ich schon, dort will ich noch hin", lautet sein Reisemotto.
Die unerbittliche Wucht des Fernwehs treibt ihn hinaus in die Welt. Eine Auswahl seiner Erlebnisse und Erinnerungen hat er für sein Reisebuch zusammengestellt. Setzt dabei auf Länderthemen statt auf geografische Daten: ein verträumter Sommertag am Schwarzen Meer, der Dschungel Sri Lankas, eine Safari in Afrika, Kolumbiens Anden und die Zuckerinsel Kuba oder gar ein Abstecher ins Heilige Land. Gegenden und Landschaften, Politik und Geschichte, Ideologien und Kultur - Satzinger zeigt, was Reisen wirklich heißt. Von der Dachterrasse seines Hotels aus fotografiert er, hält Impressionen fest. Er weiß, dass die Bilder in unseren Köpfen viel stärker sind als die Wirklichkeit. Seine Formel vom Reisen und Lesen geht auf: Die Reisefreudigkeit des Autors springt über, der Leser reist mit.
Die sprachliche Verarbeitung der Reiseerlebnisse beeindruckt und bestätigt die schriftstellerischen Qualitäten. Bisweilen brilliert Satzinger geradezu dichterisch beschreibend, um sich kurz darauf reflektierend von seiner kritischen Seite zu geben.
Andere Länder, andere Sprachen, und auch damit weiß Satzinger umzugehen. Er lässt einfließen, integriert, sorgt für fremdländisches Kolorit.
Ein stimmiges Konzept verleiht Satzingers Reisebuch Profil. Reinlesen, sich darauf einlassen, "nachreisen" im Kopf, auf Landkarte und Globus, im Internet oder gar vor Ort - auch der Leser genießt Reisefreiheit in vollen Zügen.
"Langsam geht mir die Luft aus. Was noch in Erinnerung bleibt?" Hans Satzinger kann sich vor Reiseeindrücken nicht retten. Und seine Leser können nicht genug bekommen ...
Hugo Meyer
02.05.2016