Erzählbände & Kurzprosa

Geschichten zum Lesen und Erzählen

"Wanderung durch den Geschichtenwald" - unter diesem Titel hat Johannes Schmidtke eine Sammlung von Texten ver?ffentlicht, die man bestimmten Menschen in die Hand dr?cken m?chte. Das k?nnten vor allem jene Jungen sein, die man sich als neue Freunde des Buchs herbeiw?nscht. Oder es k?nnten jene sein, die mit Jungen zu tun haben und diesen gerne vorlesen oder frei daraus erz?hlen k?nnen.

Wenn die Sammlung mit Berti beginnt, der als Spatz einen Rundflug wagt, dann wird man mit Fug und Recht sagen k?nnen, hier sei man auf der harmlosen Seite des Lebens unterwegs. Aber daraus sollte man keine falschen Schl?sse ziehen. Denn die Harmlosigkeiten unseres Alltags sind h?ufig begl?ckender als die Nichtharmlosigkeiten, die uns aus den fetten Schlagzeilen von Zeitungen entgegenspringen, die auf billigen Leserfang sind. Und da fragt man sich auch gleich, ob es nicht auch ein Recht auf Geschichten nach der Art Johannes Schmidtkes gibt. Und ein Recht darauf, selber zu bestimmen, wovon man sich faszinieren l?sst.

Unter diesem Blickwinkel haben also auch Gl?hw?rmchen und ?hnliche Figuren auf dem B?chergestell ein Daseinsrecht, vor allem, wenn eine leichtgefasste Sprache das Lesen einfach macht. So sp?ht man mit neugewonnener Neugier in die Spielzeugkiste, die Herr Pohl f?r seine kleine Karla zusammenzimmert. Kinder spielen in diesem Buch eine herausragende Rolle. Und so werden ganz junge Leser mit den Tiergeschichten auf ihre Kosten kommen. Da haben selbsternannte Detektive durchaus ihren Platz, und Staunen ist auf jeder Seite selbstverst?ndlich erlaubt.

Junge Leser lieben es, wenn etwas l?uft und Unbekanntes enth?llt wird. So macht man gerne lesend einen Ausflug mit und mag sich dazu ein Br?tchen g?nnen, weil man ja lesend auch etwas geleistet hat. Eine andere Reise f?hrt die Zwillinge Hermine und Pauline ans Meer, was absolut zwingend den Appetit auf eine Suche nach Piratensch?tzen weckt. Neugebackene Gro?m?tter oder Gro?v?ter k?nnen die einzelnen Geschichten erst lesen, dann darin das Wichtigste anstreichen und dann das freie Erz?hlen versuchen. "Die Fee mit dem Schl?ssel zum Gl?ck" w?re ein hervorragendes Beispiel zum ?ben. Gleiches gilt f?r die Geschichte mit den kleinen Igeln.

Man k?nnte sich nat?rlich auch ganz anderes vorstellen: Man ?berl?sst das Buch nicht den Kindern und auch nicht nur den Gro?eltern, sondern der Generation dazwischen. Der Generation, die keine Zeit hat, aber trotzdem ?lter wird. Darunter sind auch jene, die sich Anti-Aging-Produkte auf das Gesicht streichen, ohne zu bemerken, dass auch der Geist dahinter jung bleiben sollte und deshalb entsprechende Bet?tigung ertr?ge.

Schenkt doch das Buch einem abgebr?hten Manager, um zu testen, ob dieser noch in der Lage ist, mit Vorstellungen wirklich unbek?mmert und frei zu spielen, so wie es ein unbelasteter Jugendlicher tun kann. Als Aufsichtsrat w?rde man doch gerne sp?ren, ob der operative Chef flexibel genug ist, um das Unternehmen beweglich und sicher um Hindernisse herumzuf?hren. Hat er die richtigen B?cher richtig begriffen, ist er wohl doppelt f?hig dazu, lautet die Hypothese.

Ronald Roggen
14.05.2012

 
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Das Buch:

Johannes Schmidtke: Wanderung durch den Geschichtenwald

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Frankfurt am Main: public book media Verlag 2011
94 S., € 11,80
ISBN: 978-3-86369-017-5

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