Erzählbände & Kurzprosa

Eine merkwürdige Geschichte

Während eines Besuchs bei seinem ehemaligen Tutor Dr. Theo Parmitter am College in Cambridge erfährt Oliver in einer ungemütlichen Winternacht vor dem Kamin die Geschichte eines Gemäldes, welches in der Wohnung des alten Mannes hängt. Von diesem über zweihundert Jahre alten Bild, auf dem eine venezianische Karnevalsszene dargestellt ist, geht eine ungeheure Macht aus, die seinen Besitzern Tod und Verderben bringt.

Dr. Parmitter war auf einer Kunstauktion in den Besitz des sonderbaren Gemäldes gelangt, ohne dass es ihm gefallen hätte. Aber der magnetischen Anziehungskraft des Bildes konnte er sich einfach nicht entziehen, auch nicht, als ihm von einem Fremden das Angebot unterbreitet wurde, den Preis für den Weiterverkauf selbst festzulegen. Der Unbekannte erweist sich als Vertreter der Gräfin von Hawdon, die alles daransetzt, dieses Gemälde wiederzubekommen. Auf ihre Einladung hin besucht Parmitter die Lady mehrere Jahre später und sie erzählt ihm - als Geschichte innerhalb der Geschichte -, was es mit dem Gemälde auf sich hat.

Dieses war das Hochzeitsgeschenk einer Frau namens Clarissa Vigo, die gemäß eines Abkommens mit dem späteren Gatten der Gräfin verheiratet werden sollte, der sich aber aus Liebe gegen sie entschied. Clarissa wurde daraufhin von einer dämonischen Besessenheit getrieben und sann auf Rache. Ihr Werkzeug war das Bild mit der Darstellung der venezianischen Karnevalsszene. Auf der Hochzeitsreise von Lord und Lady Hawdon verschwand der Graf nämlich während eines Maskenballs in Venedig spurlos. Die schwangere Gräfin entdeckte nach ihrer Rückkehr nach England ihren flehenden Gatten und die maskierte Clarissa auf ebendiesem Gemälde.

Nachdem Dr. Parmitter die Geschichte des Bildes an Oliver weitergegeben hat, stirbt der alte Mann in der Nacht, bevor sein ehemaliger Schüler abreisen möchte. Und damit scheint der Spuk ein Ende zu haben. Dann jedoch wiederholt sich die Geschichte auf tragische Weise ...

Susan Hill lässt den Leser in einer bedrückenden Stimmung zurück. Ihre Geistergeschichte "Das Gemälde" ist ganz in der Tradition der in England begründeten Schauerliteratur gehalten und steht in einer Linie mit den Größen dieser Gattung wie E.T.A. Hoffmann ("Das Majorat") und Edgar Allen Poe ("Der Untergang des Hauses Usher"). Für die Freunde des subtilen Grusels ist "Das Gemälde" also genau das Richtige, vor allem wenn sie der Aufforderung auf der Buchrückseite nachkommen und diese Geschichte in der passenden Atmosphäre bei Kerzenlicht lesen.

Christian Götz
16.11.2009

 
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Das Buch:

Susan Hill: Das Gemälde. Eine Geistergeschichte. Aus dem Englischen von Susanne Aeckerle

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München: Knaur Verlag 2009
158 S., € 10,00
ISBN: 978-3-426-66350-9

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