Erzählbände & Kurzprosa
"Freude nicht nur für uns, sondern auch für andere"
Kaum aus einem erholsamen Südfrankreich-Urlaub zurück, verschlägt es Karl-Heinz Klinger Anfang der 1990er Jahre aus Backnang, einem beschaulichen Ort in Baden-Württemberg, an einen Ort, der zu der Zeit noch wild und unbekannt schien: Mecklenburg-Vorpommern! Dort, in der Oberfinanzdirektion Rostock, sollte ein neuer Lebensabschnitt beginnen, der Jahrzehnte dauern würde.
Als zuletzt Oberregierungsrat in der Finanzverwaltung M-V hat sich Klinger über Jahre mit Vorurteilen, Hoffnungen und Erwartungen auf beiden Seiten auseinandergesetzt, und ein Bild gewonnen, welches tief eintaucht in die Mentalität und die Geschichte der Region. Klinger erzählt dabei erfrischend und hautnah.
Ein Land, welches bis vor Kurzem noch ein totalitäres Regime war, kann sich nicht von einem auf den anderen Moment umstellen - oder? Man taucht ein in eine Epoche, die noch gar nicht so lange her ist, und dennoch fremd wirkt. Als eine Art Essay-Sammlung geht Klinger noch weiter: Wo unser eigenes Land doch noch vor nicht allzu langer Zeit zerrissen war und dessen Bewohner sich gegenseitig misstrauisch beäugt haben - doch er unterschätzt den Egoismus und die Bosheit einiger Kollegen, was ihn am Ende seine Gesundheit und seine Sprache kosten wird. Nur langsam erholt er sich, und wie er seine Geschichte nachzeichnet, fiebert und fühlt man mit ihm ... wird am Ende alles gut?
Ein Fazit jedoch lässt sich am Ende ziehen, aus allen Überlegungen heraus: "Freude nicht nur für uns, sondern auch für andere." Denn darum geht es im Grunde doch bei allem.
Gerrit Koehler
15.06.2020