Erzählbände & Kurzprosa
Ein Lesejuwel , dank dem man vom Dauerschmunzeln Muskelkater bekommt
Ein Mann, eine Frau. Ein Baum, ein Apfel, eine Schlange. Diese Geschichte kennt jeder. Das Tagebuch von Adam und Eva enthüllt nun: Das Miteinander von Mann und Frau war von Anfang an wenig paradiesisch. Auch hier bestimmen lästige Gewohnheiten und ungeliebte Hobbys den Alltag; ewigen Missverständnissen folgen Krach und Versöhnung. Und als sich mit Kain und Abel Nachwuchs einstellt, ist das Chaos perfekt. Auf den Spuren legendärer Einfälle Mark Twains und deren einfallsreicher Übersetzung durch Hans Magnus Enzensberger stürzt sich Andreas Thalmayr hinein in die allererste Sünde. Gemeinsam mit dem Illustrator Francesco Ciccolella erzählt er ihre Geschichte für alle Paare neu: unverhüllter und bildschöner als je zuvor.
Literatur, die so originell, witzig, aber auch charmant ist wie kaum etwas anderes im Bücherregal - genau die kriegt man mit "Aus den Erinnerungen von Adam und Eva" in die Hände. Mark Twain und Übersetzer Andreas Thalmayr übertreffen sich in dieser (Neu-)Interpretation des Bibelstoffs selbst. Am liebsten möchte man nichts anderes mehr tun, als die knapp 90 Seiten zu lesen und dabei so richtig schön herzhaft zu lachen ob des Humors zwischen zwei Buchdeckeln. Der Autor der Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn versteht es wie kaum jemand sonst, uns ein Vergnügen zu bereiten, bei dem man sich einfach nur wegschmeißen möchte vor lauter Spaß und noch mehr Begeisterung. Hier wird der Lesefreude definitiv die Krone aufgesetzt. Schade nur, dass die wenigsten Kirchenbesuche so sind.
Die Geschichte von Adam und Eva ist selbst Bibelunkundigen bestens bekannt. Das glaubte man zumindest. So wie in der vorliegenden Version ist diese noch nie erzählt worden. In dieser zeigt sich: Mark Twain ist ein virtuoser Wortejongleur. Es ist einfach herrlich, wie er mit der Sprache spielt, noch dazu so sensationell und mit solch einer Leichtigkeit, dass manch (lebender) Schriftstellerkollege glatt neidisch wird; genauso wie auf die kongeniale Übersetzungsarbeit eines Andreas Thalmayr alias Hans Magnus Enzensberger sowie auf die köstlichen Zeichnungen durch Francesco Ciccolella. Da kommt während der Lektüre garantiert zu keiner Sekunde so etwas wie Langeweile auf. Wunderbarer amüsiert hat man selten im (Leser-)Leben.
Susann Fleischer
28.01.2019