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Dramen

Ruges ganze Theaterwelt in einem Buch

Als Eugen Ruge 2011 für sein Romandebüt "In Zeiten des abnehmenden Lichts" den Deutschen Buchpreis bekam, hatte er in einem anderen Genre längst reüssiert. Seit 1990 sind seine Stücke in mehr als fünfzig deutschen Theaterhäusern gespielt und vielfach ausgezeichnet worden. Sie lassen den Prosa-Autor bereits erkennen, sind bei aller formalen Finesse leicht lesbar und komisch - obwohl sie zumeist um Verlierer und Verlorene kreisen: Zwei Sehnsüchtige verirren sich heillos in einer supermarktartigen Welt; ein arbeitsloser Ex-Linker versucht sich gewaltsam in einen Erfolgsmenschen zu verwandeln; eine Scheidungsfamilie verkeilt sich in Sprachlosigkeit; drei Fortschrittsbegeisterte brechen anno 1897 mit einem Fesselballon zum Nordpol auf.

"Das Hamlet-Problem", "Einzelhaft", "Vom Umtausch", "Babelsberger Elegie" und, und, und - knapp zwanzig Dramen lassen den Leser die Welt und auch alles andere vergessen. Dabei ist von der Themenwahl hier alles zu finden. Historische Stoffe, Beziehungskomödien, Monologe sind ebenso vertreten wie das dokumentarische Drama, etwa wie die "Akte Böhme", die nach ihrer Uraufführung von Andreas Dresen am Schauspiel Leipzig nochmals geöffnet wird, ähnlich auch der Fall Petra Kelly/Gert Bastian. Zum ersten Mal in einem Buch veröffentlicht wird auch die Groteske über Bill Clinton und die Lewinsky-Affäre "American Football". Ruges Bühnenerfolge werden hier vom deutschen Leser gefeiert. Und bekommen so die Beachtung, die sie allesamt verdienen.

Eugen Ruges Dramen zeugen von Shakespeare´scher Sprachwucht - und außerdem großem Können. Die Theaterstücke des Deutschen sollten unbedingt auf den Bühnen in der ganzen Welt gespielt werden. Denn diese unterhalten einen auf beste Art und Weise, auch wenn sie allesamt "nur" abgedruckt in einem Werk versammelt sind. Das vorliegende will man einfach nicht mehr aus der Hand legen. Ruge schreibt nämlich ungemein fesselnd und lässt beim Leser Bilder vor dem inneren Auge entstehen, die einen geradezu berauschen. Man schlägt das Buch auf, liest die ersten Sätze und schon beginnt das Kopfkino zu laufen. Es droht einen sogar zu überwältigen, glatt umzuhauen. Solch groß(artig)e Literatur sollte unbedingt in jedem Bücherregal zu finden sein.

Susann Fleischer
27.07.2015

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