Dramen

"Ich bin ein Weib, doch wohnt in mir auch Geist!"

Dass Frauen zu weit mehr zu gebrauchen sind als nur zum Sauberhalten von Haus und Hof und zur Betreuung der Kinder, hatten auch schon die alten Griechen, besser gesagt der griechische Komödiendichter Aristophanes erkannt. Im Jahre 411 v. Chr. brachte er mit "Lysistrate" ein Stück zur Aufführung, in dem den Frauen Athens und Spartas eine tragende Rolle fernab von Haus und Hof zukommt, nämlich die der Friedensstifter.

Der Peloponnesische Krieg tobt seit fast zwei Jahrzehnten und teilt Hellas in zwei Lager: in den von den Athenern angeführten Attischen Seebund und den von den Spartanern angeführten Peloponnesischen Bund. Leidtragende der kriegerischen Auseinandersetzung sind nicht zuletzt die vielen Frauen, die sich seit Jahren allein verantwortlich sehen für Haus und Hof, während ihre Männer unablässig in die Schlacht ziehen. Da kommt der Athenerin Lysistrate eine Idee, wie sie den Krieg zwischen Athen und Sparta beenden und ihre Männer endlich wieder zu ihnen und ihren Kindern zurückkehren könnten: Sie überzeugt ihre Leidensgenossinnen aus Athen wie auch aus Sparta, dass der kollektive Liebes- und Sexentzug der Frauen gegenüber ihren Männern, die tapferen Soldaten in die Knie zwingen und sie letztendlich das Kriegsbeil begraben lassen werde.

Unter Führung der Titelheldin Lysistrate besetzen die Frauen die Akropolis und lassen weder ihre liebestollen Männern herein noch einige abtrünnig gewordenen und vor Sehnsucht dahinschmelzenden Frauen hinaus. Nicht ganz ohne Hindernisse doch mit Beharrlichkeit und Mut erreichen die listigen Frauen - zumindest in Aristophanes' Komödie - das, was die kriegführenden Mächte jahrzehntelang nicht erreicht haben: Frieden.

Das dritte der pazifistischen Stücke Aristophanes' ist nach seiner Titelheldin, der Athenerin Lysistrate, benannt und nimmt aufgrund der Namensbedeutung - dt. die "Heeresauflöserin" - das Ende bereits vorweg. Wegen der derben und sehr eindeutigen Sprache stießen Inszenierungen der "Lysistrate" selbst in freien Gesellschaften auf viel Widerstand und Zensur. Während sich die vorliegende Übersetzung von Ludwig Seeger eher durch eine gemäßigte Sprachwahl auszeichnet, sind aktuellere Übersetzungen durchaus unverblümter und derber. Doch dass man sich für diese bibliophile Ausgabe des antiken Klassikers in der Reihe "Insel-Bücherei" für die klassischere Übersetzung entschieden hat, macht als Gesamtpaket Sinn. Komplettiert und zu einem Schmankerl für jeden Kunstliebhaber wird diese Ausgabe durch die 22 Lithographien, die Pablo Picasso 1934 mit schlichter und eleganter Federführung für den Klassiker zeichnete.

Sabine Mahnel
15.09.2014

 
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Das Buch:

Aristophanes: Lysistrate. Aus dem Griechischen von Ludwig Seeger. Mit Illustrationen von Pablo Picasso

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Berlin: Insel Verlag 2014
108 S., € 13,95
ISBN: 978-3-458-19401-9

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