Briefliteratur & Tagebuch

Briefe sind kleine Bücher an Freunde

Seit ihrer Gründung im Jahre 1659 kann die J.G. Cotta`sche Verlagsbuchhandlung auf eine vielbewegte Geschichte zurückblicken. Im bedeutendsten Verlag der deutschen Klassik veröffentlichten nicht nur literarische Größen wie Goethe, Schiller und Herder ihre Werke, auch nachfolgende Generationen wie Golo Mann, Elias Canetti und Brigitte Kronauer fanden hier eine repräsentative Plattform für sich und ihre Bücher. Zeugnis der vergangenen 350 Jahre sind die Briefe zwischen den Verlegern und ihren Autoren. Eine Auswahl davon haben Stephan Askani und Frank Wegner in "Cotta - »Das gelobte Land der Dichter«. Briefe an die Verleger" für die Nachwelt zusammengestellt.

Sieben Kapitel gewähren dem Rezipienten einen Einblick nicht nur in das komplexe Verlagswesen, sondern zugleich in die mannigfaltige, fantastische Welt der Bücher. Dabei tritt bereits auf den ersten Seiten eines deutlich hervor: Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Verleger und Autor ist ein freundschaftliches Miteinander unabdingbar. Beispiele liebevoller Gesten gibt es auf den 168 Seiten zuhauf: So ließ Ernst Klett einst Golo Mann ein Büchlein von Reinhold Schneider zukommen, Johann Friedrich Cotta unterstützte Wilhelm Waiblinger finanziell, als dieser wegen seines ausschweifenden Lebensstils aus dem Tübinger Stift entlassen wurde und eine Italienreise antrat, und der eine oder andere Autor ließ so manche Anregung seitens des Verlegers in sein im Entstehen begriffenes Werk einfließen.

Wie in jeder Freundschaft lassen sich Konfliktsituationen manchmal nicht vermeiden, denn schließlich ist ein Verleger auf die Arbeit seiner "Angestellten" angewiesen. Jede zeitliche Verzögerung bei der Herausgabe eines Buches kann finanzielle Einbußen zur Folge haben. Beim Lesen kann man sich nur schwer des Eindrucks erwehren, dass das Verlagsgeschäft nach dem Motto "Zuckerbrot und Peitsche" verläuft.

"Cotta - »Das gelobte Land der Dichter«. Briefe an die Verleger" liest sich wie eine Laudatio der Autoren auf das altehrwürdige Verlagshaus Klett-Cotta. Die Briefe sind für ihre Verfasser nicht nur eine Möglichkeit, ihre Wünsche, Träume und Bitten auszusprechen, sie sind stets auch ein Spiegel ihrer Zeit und der Gesellschaft. Der Rezipient erlebt Literaturgrößen wie Goethe, Schiller und Heine von ihrer persönlichen Seite, wie sie ein Biograph kaum zu zeigen imstande wäre. Briefe sind wie kleine Bücher an Freunde - das vorliegende Buch ist der beste Beweis dafür.

Susann Fleischer
01.02.2010

 
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Das Buch:

Stephan Askani, Frank Wegner (Hg.): Cotta - »Das gelobte Land der Dichter«. Briefe an die Verleger

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Stuttgart: Klett-Cotta Verlag 2009
168 S., € 17,90
ISBN: 978-3-608-93904-0

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