Briefliteratur & Tagebuch

Clara Kramer - Eine Stimme der Hoffnung

Auch 65 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges gibt es einige wenige Menschen, die der festen Überzeugung sind, dass es so etwas wie Konzentrationslager und Massenvernichtung nie gegeben hat. Umso wichtiger sind Menschen wie Anne Frank und Inge Deutschkron - allesamt Juden, die einst um ihr Leben fürchten mussten -, die den Menschen die Augen für Adolf Hitlers grausames Regime öffnen. Eine dieser aufwühlenden Stimmen ist auch Clara Kramer, die einen kleinen Ausschnitt ihres Lebens in "Eine Handbreit Hoffnung. Die Geschichte meiner wunderbaren Rettung" in tagebuchähnlichen Einträgen wiedergibt.

Clara Kramer kam als Tochter eines jüdischen Fabrikbesitzers in Polen zur Welt. Zwölf Jahre konnte sie ein glückliches und sorgenfreies Leben führen, bis im September 1939 Deutschland Polen angriff und damit den Zweiten Weltkrieg einläutete. Vorerst waren Clara und ihre Familie allerdings nicht betroffen, denn dank des Hitler-Stalin-Paktes gehörte der Osten Polens den Sowjets. Und diese hatten vorerst nichts gegen die Juden. Aber in den Monaten der sowjetischen Besatzung änderte sich deren Grundhaltung gegenüber den polnischen Juden, bis diese letztendlich auch um ihr Leben fürchten mussten. Ihnen drohte durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD ebenso Gefahr wie durch die deutsche Wehrmacht. Aber erst als Adolf Hitler den zuvor geschlossenen Pakt brach und Polen ganz für sich beanspruchte, sahen die Kramers die Zeit gekommen, um unterzutauchen.

Im Dezember 1942 ist es soweit: Clara, ihre Schwester Mania und ihre Eltern verstecken sich zusammen mit sieben weiteren Personen im Keller der Becks, eines überzeugten Nazis und seiner Frau. Dabei sind sie ständig der Gefahr ausgeliefert, entdeckt zu werden. Schließlich gehen im Beck`schen Haus hochrangige Nazi-Offiziere und niedere Militärs ein und aus. Als die Becks dann auch noch drei Eisenbahner und vier Soldaten in ihrem Heim aufnehmen, steigt die Angst vor einer Aufdeckung erheblich. Jeder kleinste Fehler könnte zur Enthüllung des Kellerverstecks und somit zur Deportation aller elf Personen ins KZ führen. Eine Untergetauchte bringt alle in größte Gefahr, als sie eine Affäre mit Beck beginnt. Seine Frau könnte sie jederzeit in flagranti erwischen. Und doch ist das Glück auf der Seite der "Kellerinsassen" - sie überleben den Zweiten Weltkrieg, für 18 Monate versteckt in einem Keller.

Menschen wie Clara Kramer und Büchern wie "Eine Handbreit Hoffnung" ist es zu verdanken, dass das Andenken an die circa 6 Millionen ermordeten Juden niemals vergessen wird. Mit bewegenden Worten und äußerst behutsam erzählt die Autorin über die schlimmste Zeit ihres Lebens - ohne dabei auf Effekthascherei und Mitleid abzuzielen. Zwar steht das 15-jährige Mädchen Clara im Mittelpunkt der Betrachtungen und doch verliert sie nie ihre Umwelt aus den Augen. Kramer erzählt von willkürlichen Erschießungen, grausamen Folterungen und unvermeidlichen Deportationen. Dabei gibt sie den Opfern einen Namen und ein Gesicht und lässt so das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte wieder lebendig werden.

Trotz der Schilderung einzelner Menschenschicksale gibt Carla Kramer Grund zur Hoffnung: Sie zeigt, dass selbst im Herzen eines vermeintlich schlechten Menschen stets ein kleiner Funken Gutes glimmt. Und dieser reicht aus, um wenigstens ein Menschenleben zu retten - so wie es die Becks einst taten.

Susann Fleischer
07.12.2009

 
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Das Buch:

Clara Kramer und Stephen Glantz: Eine Handbreit Hoffnung. Die Geschichte meiner wunderbaren Rettung. Aus dem Amerikanischen von Ursula Pesch

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München: Droemer Verlag 2009
408 S., € 19,95
ISBN: 978-3-426-27507-8

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