Ratgeber

Entdecke die beruflichen Möglichkeiten

Eine Philologie studiert man aus Neigung und nicht, welches die entgegengesetzte Motivation wäre, aus karriere- und damit verbundenen Gehaltsgründen. Die Germanistik und ihre zahlreichen Schwestern werden deshalb nicht selten – und dieses Schicksal teilen sie mit allen Geisteswissenschaften – als brotlose Künste verschrien. Die eigenen Eltern ("Was willst du denn damit später mal machen?") bilden da nur den Anfang des Spießrutenlaufs, den man zu absolvieren genötigt wird, wenn man sich einmal der Literatur und Sprache – welcher Provenienz auch immer – verschrieben hat. Auch der vorliegende Band, der sich den Titel "Berufe für Philologen" gibt, scheint diesem Vorurteil zumindest insofern zu folgen, als dass er es für dringend geboten hält, zu beweisen, dass es sie eben doch gibt: die handfesten Jobs, die einen studierten Literaturwissenschaftler in Lohn und Brot bringen.

Auf welchen Wegen man dann zu einer Medienagentin, einer Online-Redakteurin oder Personalreferentin wird, das zeigen die exemplarischen Lebensläufe der Autorinnen und Autoren, die bereitwillig von ihren Erfahrungen berichten und dabei nicht selten dem Rezipierenden wohlwollend und mutmachend auf die Schulter klopfen, anschaulich und detailliert. Im Vordergrund stehen dabei natürlich vor allem die jeweiligen aktuell ausgeübten Tätigkeiten, die den Blick auf das schon längst vergangene Studium – in dem ja bekanntlich die Erfahrung "alles ist möglich" vorherrschte – wieder verengen.

Wichtig ist nun im Rückblick vor allen Dingen: Was hat mich für die jetzige Stelle qualifiziert und warum ist das Studieren einer Philologie unabdinglicher Bestandteil meiner beruflichen Karriere? Hier spielen die sogenannten "soft skills" eine hervorragende Rolle, jene nicht zu unterschätzenden Eigenschaften der Eigenständigkeit, Teamfähigkeit, des Analysierens und Auswertens größerer Zusammenhänge, nicht zuletzt der Allgemeinbildung, die Geisteswissenschaftler insbesondere für Führungspositionen interessant machen. Dass Weiterbildungen, z.B. im betriebswirtschaftlichen Bereich, unabdingbar sind, um im Arbeitsleben Fuß zu fassen, zeigt bspw. der Werdegang von Markku Klingelhöfer, derzeit Unternehmensberater in einem Chemie- und Pharmakonzern. Nicht zuletzt ist es ein gut ausgebautes Beziehungsnetz, das den den meisten Berufsverläufen der hier vorgestellten Philologen entscheidende Impulse vermittelt hat, ein Beziehungsnetz, das nicht selten durch schon absolvierte Praktika oder freie Mitarbeit entstanden ist, was wiederum die Notwendigkeit der frühen Eigeninitiative in Fragen der späteren Beschäftigung verdeutlicht.

Was diesem Buch vielleicht nicht unbedingt abträglich ist (da es die Motivation, die es intendiert, eher behindern würde), aber doch ein wenig verwundert hat, ist die Seltenheit, mit der Zweifel und Stagnation thematisiert werden, mit der zumindest viele Absolventen meines Studienjahrgangs zu kämpfen hatten. Vielleicht rührt dies daher, dass die hier dargestellten Biographien, die in ihrer Vielfalt wirklich eindrucksvoll belegen, wo man – nicht selten durch Zufall – als Philologe "landen" kann, bereits durch Erfolg gekrönt sind und der harte Weg dorthin sich rückblickend eben nur noch als schwungvoll genommene Etappen zum Ziel darstellt ...

Nicole Stöcker
03.11.2004

 
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Das Buch:

Heinz Ickstadt (Hrsg.): Berufe für Philologen

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Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2004
143 S., € 14,90
ISBN: 3-534-18073-9

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