Ratgeber

Alte Fallstricke durchschneiden

Sie verlieben sich immer in den Falschen? Ausgerechnet bei Ihnen bedeutet das Wort Wochenende prinzipiell den gleichen erm?denden Kampf um die Frage "Was machen wir am Samstag - Kino oder Fu?ballplatz?" Und wenn Sie den Arbeitsplatz wechseln, k?nnen Sie Gift darauf nehmen, dass Ihr Chef eine ignorante Nervens?ge ist und Sie nie, gar niemals lobt? Klarer Fall - Sie leiden. Und nicht zu knapp. Ihre Erfahrung k?nnte man so zusammenfassen: "Anscheinend klebt das Pech an mir. Immer ich!"

So oft Sie auch versuchen, den Partner, den Chef oder den Wohnort zu wechseln, k?nnen Sie sicher sein, dass das Spiel wie bei Hase und Igel geht: Bis Sie sich so richtig eingew?hnt haben, ist es erneut und frisch wie eh und je da, Ihr ganz pers?nliches Problem (und manchmal sogar mehr als eines). Ist Ihnen da noch nie durch den Kopf gegangen, dass Ihr hartes Los erst dann "umgepolt" werden kann, wenn Sie sich endlich mal der M?he unterziehen, Ursachenforschung zu betreiben? Nat?rlich ist es entschieden einfacher, immer wieder vor einer Sache davon zu laufen als einmal stehen zu bleiben, sich umzudrehen und das Problem mit einem "Hu!" in die Flucht zu schlagen. So einfach geht es bei Ihnen nicht? Gut, stimmt. Aber es ist auch nicht wesentlich schwerer. Sind Sie es sich nicht wert, dass es Ihnen gut geht? Dass Sie gl?cklich sind, f?r eine spannende und geliebte Arbeit angemessen bezahlt werden und Ihre Kinder beste Aussichten haben, ebenfalls positiv in die Welt hinaus zu gehen? Wenn Sie nat?rlich lieber leiden und Ihre Umwelt mit Ihrer Opfermentalit?t terrorisieren, brauchen Sie selbstverst?ndlich kein Buch wie das von Gabriele St?ger und Wilfried Reiter.

F?r alle anderen, die bereits zur Erkenntnis gelangt sind, dass sie immer wieder in die gleichen Fallen tappen, ist das Buch ein Augen?ffner. Unsere Verdr?ngungsmechanismen, in denen wir im Allgemeinen Topspezialisten sind, helfen immer nur begrenzt, im d?mmsten Moment erwischen uns unsere alten Kern?berzeugungen, die wir zu Hause gelernt haben, beispielsweise: "Du bist nur etwas wert, wenn deine Arbeit zu 100 % gelungen ist. Du wirst nur anerkannt, wenn du gute Noten hast" ? Alternativen gibt es en masse. Damit w?ren wir schon bei der Nussschale angelangt, die es zu knacken gilt. Schalten Sie Ihre zerst?rerischen Kern?berzeugungen aus. Ersetzen Sie sie durch bessere Ansichten. Das ist ?brigens alles, was Sie tun m?ssen.

Wenn es denn so einfach w?re, denken Sie? Sie w?ren ma?los ?berrascht, wenn Sie w?ssten, wie einfach es ist. Und weil es einfach ist, wird es nicht gemacht, denn wir m?ssen uns (Ehrlichkeit vorausgesetzt) schon den Spiegel vorhalten und uns klar dar?ber werden, welchen Nutzen wir aus unserem "Problem" ziehen. Wer immer das "Opfer" ist, wird wenigstens bemitleidet. Wer sich nicht genug geliebt f?hlt, neigt zur Freude anderer zum Helfersyndrom, im Extremfall entwickelt er sich zum Klammeraffen, der jede Beziehung abw?rgt. Die Mechanismen sind immer gleich: Dauernd f?hrt einen das Leben in Situationen, in denen uns eigentlich irgendwann einmal klar werden m?sste, dass da immer und ewig ein falscher Film mit uns in der Hauptrolle abl?uft und was passiert? Nichts. Wir gehen heim und heulen ins Kissen. Weil alle Welt gemein zu uns ist, der Chef ein mieser Schinder. Und das, wo wir doch eigentlich Kleinode sind!

Kleinode? Genau hier ist die Wende! Sie sind einzigartig, wissen Sie das eigentlich? N?, bisher nicht aufgefallen? Dann weg mit der alten Platte, Sie seien zu dumm, zu dick, zu untalentiert, k?nnten dies und jenes nicht ? warum? Wollen Sie ewig dumm, dick, untalentiert und unf?hig sein?
Eine kleine Anmerkung muss schon sein: Der alte Spruch "Jeder ist seines Gl?ckes Schmied" gilt auch umgedreht: Den Strick um unseren Hals drehen wir uns selbst. Und damit w?ren wir auch beim "Verursacher" ? wir selbst sind es. ?brigens, ehe Sie nun gleich einen dicken Hals bekommen: In aller Regel k?nnen wir daf?r gar nichts. Wir haben etwas irgendwann falsch gelernt, als wir noch viel zu jung waren, um das differenziert zu sehen, was andere Menschen zu uns sagen. Und weil wir als Kind so brav unsere Kern?berzeugungen geschluckt haben, w?rgen wir im Erwachsenenalter kr?ftig daran herum, ohne zu wissen, weshalb uns das passiert und ? schlimmstenfalls ?bertragen wir das alles einfach in die n?chste Generation.

Wie geht es nun weiter nach dieser Erkenntnis? Wir m?ssen die "alten Geschichten" erkennen, bearbeiten und loslassen. Gabriele St?ger und Wilfried Reiter legen mit diesem Buch eine hervorragend geschriebene "Anleitung" vor, wie Sie Ihr Problem erkennen und aufl?sen k?nnen. Vielleicht hat der eine oder andere so viele "Einzelprobleme", dass er alleine nicht weiterkommt an irgendeinem Punkt. Aber wer das Buch intensiv als Hilfe nutzt, hat allein schon bei der Lekt?re eine ganze Menge "alten M?ll" entsorgt und wei?, wenn er wirklich an einen Punkt kommt, an dem alles eine Nummer zu gro? wird, wie er Hilfe bekommt. Die Autoren f?hren den Leser zur?ck in die Zeit, "als alles begann" ? mit praktischen Anleitungen, ?bungen, Hilfestellungen. Das Buch ist sehr ?bersichtlich gegliedert, man kann direkt damit und darin arbeiten.

Niemand kann Ihnen Ihre Altlasten abnehmen, das k?nnen nur Sie ganz allein. Und anstatt stundenlang ?ber Ihr hartes Los zu lamentieren, k?nnten Sie diese Zeit f?r sich effektiv nutzen und sich Ihres Seelenschrotts entledigen, der Ihnen das Leben, ohne dass Sie es merken, total verg?llt. Es ist nicht das Ziel unseres Menschenlebens, zu leiden (und andere mit unserer Leichenbittermiene zu strafen oder sie Opfer unserer Wutanf?lle werden zu lassen). Unser Aufgabe hei?t: Erkenne dich selbst! Und das stand schon ?ber dem Tempel von Delphi, Sie wandeln also auf gut erforschten Pfaden. Und niemand kennt Ihre Verletzungen besser als Sie selbst! Sich dem Problem stellen, bedeutet wirklich, anstatt nachts unter die Bettdecke zu kriechen und vor Angst dem Infarkt nahe zu sein, einfach das Licht anzuschalten ? die meisten Gespenster stellen sich als ?bertrieben gro? heraus und mit dem kleinen Rest wird man fertig. Nach der Lekt?re wissen Sie, wie.

Gabriele St?ger ber?t seit Jahren gro?e Unternehmen und trainiert in einer Personalentwicklungsgesellschaft ihre Kunden, Wilfried Reiter ist Coach und Trainer von F?hrungskr?ften ? die Autoren wissen genau und aus Erfahrung, wovon sie schreiben. W?re es nun nicht auch f?r Sie an der Zeit, gr?ndlich auszumisten und gewaltige Energiemengen frei zu setzen, die Sie im Moment binden, damit Ihre alten Gedankenmaschinen ihr Zerst?rungswerk fortsetzen k?nnen? Wer wagt, gewinnt. Und bedenken Sie den Satz von Raymond Chandler: "Zu den aussichtslosesten Unterfangen geh?rt der Versuch, vor sich selbst davonzulaufen."

csc
03.05.2002

 
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Das Buch:

Gabriele Stöger, Wilfried Reiter: Alte Wunden heilen. Warum bestimmte Probleme ständig wiederkehren und wie Sie sie in den Griff bekommen

CMS_IMGTITLE[1]

Zürich: Orell Füssli 2002
208 S.
ISBN: 3-280-02675-X

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