Ratgeber

Der große Fotoratgeber: langweilige Familienfotos mit neuem Schwung

Die weltweit bekannte National Geographic Society und ihre Publikation, das National Geographic Magazin, sind nicht nur für ihre Berichte über Geographie und Forschung berühmt, sondern auch - für manche Leser sogar vor allem - für ihre einzigartigen Fotografien. In der Reihe "Der große National Geographic Fotoratgeber" ist nun ein Band mit dem Titel "Familie und Freunde" erschienen. Joel Sartore und John Healey, beide National Geographic-Fotografen, geben in diesem Buch Tipps, wie man die besonderen und auch alltäglichen Momente mit der Familie visuell festhalten und für die (Fast-)Ewigkeit archivieren kann.

Aller Anfang ist schwer

Bevor man sich in das Fotografieren stürzt, rät Joel Sartore dazu, erst einmal die eigene Kamera kennenzulernen und sich mit ihren Grundfunktionen vertraut zu machen. Es ist absolut unnötig, jede erdenkliche Funktion der Kamera zu kennen, denn man würde sie sehr wahrscheinlich sowieso nicht brauchen. Als Fotograf bedient man sich zwar der Technik, aber diese allein macht noch kein gutes Foto. Deshalb ermuntert der Autor immer wieder zum Experimentieren, zu unkonventionellen Perspektiven und frischen Ideen, denn nur so hebt sich das Ergebnis von den üblichen, meist gestellten, Familienfotos, die schon zu Genüge in langweiligen Fotoalben mit Ledereinband verstauben, ab. 

Vordergrund vs. Hintergrund

Schon zu Beginn räumt Sartore mit der landläufigen Meinung auf, dass das Wichtigste an einem Foto der Vordergrund sei und dass man für ein gut belichtetes Foto unbedingt einen Blitz benötigt. Anstatt dem Vordergrund des Bildes immer die Priorität einzuräumen, solle man sich als guter Fotograf, der nicht nur langweilige Familienfotos aufweisen möchte, einmal mehr der Komposition des Hintergrundes zuwenden. Denn wer kennt sie nicht, die Fotos, bei denen Oma ein Schornstein aus dem Kopf wächst oder der Sohn kaum zu sehen ist, weil sich die Farbe des Pullis mit dem des Hintergrundes deckt? Was das Blitzlicht betrifft, rät Sartore zu einem sparsamen Umgang. In den meisten Fällen reiche das natürliche Licht aus, wenn man auf die richtige Belichtungseinstellung bei seiner Kamera achtet. Hierzu gibt er gut verständliche und zahlreiche Anleitungen, mit denen man sich als Hobbyfotograf getrost ans Experimentieren wagen kann.

Die drei Schlüsselelemente der Fotografie

Durch alle Kapitel des Ratgebers ziehen sich die drei Schlüsselelemente der Fotografie: Motiv, Bildaufbau und Licht. "Stimmt eines davon, so kommt vielleicht ein ganz ordentliches Foto dabei heraus; ein gutes oder tolles Foto braucht zwei dieser Elemente. Ein echter Knaller hat alle drei." Das Motiv - in diesem Fall mehr oder weniger freiwillig die Familie und vielleicht auch das Haustier - sollte nicht nur in glücklichen und schmeichelnden Momenten aufgenommen werden, sondern auch in den auf den ersten Blick negativen Augenblicken des Leben, z. B. beim Schmollen, Weinen, Schlafen oder auch draußen bei schlechtem Wetter. Normalerweise ist man geneigt, die Kamera in solchen Momenten erst gar nicht zur Hand zu nehmen, aber gerade diese Momente werden die Fotosammlung von den eigenen Kindern in späteren Jahren so wertvoll machen.

Sartore erläutert ausführlich die Bedeutung der Belichtung und ihrer drei Komponenten: ISO-Wert (Lichtempfindlichkeit), Größe der Blende und Verschlusszeit. Wie sich Veränderungen, die der Fotograf an der Belichtung vornimmt, auf einzelne Fotos auswirken, zeigt er anhand von mehreren Fotos, die er von ein und demselben Motiv mit verschieden eingestellter Belichtung gemacht hat.

Nachbearbeitung

Hat man nun das gewünschte Motiv "im Kasten", gibt es vielfältige Möglichkeiten, anhand von Bildbearbeitungsprogrammen das Ergebnis noch zu verbessern. Der Autor erläutert die wichtigsten Funktionen, um ein Bild noch vorteilhaft nachzubearbeiten und listet einige Programme auf, die je nach Leistung im Preis stark variieren. Für den letzten großen Schritt - die Abzüge und das Archivieren - nennt er auch mehrere Alternativen: Je nach Belieben kann man den Weg über das Labor und die üblichen Abzüge wählen oder aber die Fotos mit dem eigenen Drucker ausdrucken. Auch für die Archivierung - ob auf CD oder externer Festplatte - und die Präsentation abseits von langweiligen Standard-Fotoalben gibt Sartore hilfreiche Tipps. Selbst Ratschläge für die Anschaffung einer Kamera und entsprechender Ausrüstung lässt dieser Ratgeber nicht vermissen.

Joel Sartore macht in seinem Fotoratgeber deutlich, dass man zwar jede Menge theoretisches Wissen über Kameras, Belichtung und Bildbearbeitung anhäufen kann, aber dass hinter jedem tollen Foto auch eine gewisse Portion Kreativität und Experimentierfreude stecken. Dieses Buch spricht in seiner Unkompliziertheit und Kompaktheit sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene an und macht vor allem Lust, sich sofort an die Arbeit zu machen und alle Tipps am "lebenden Objekt" auszuprobieren.

Sabine Mahnel
25.08.2008

 
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Das Buch:

Joel Sartore, John Healey: Der große National Geographic Fotoratgeber Familie und Freunde. Aus dem Englischen von Brigitte Beier und Beatrix Gehlhoff

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Hamburg: National Geographic Society 2008
195 S., € 14,95
ISBN: 978-3-86690-060-8

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