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Das Buch "Hitlers willige Vollstrecker" von Daniel Goldhagen, 1997 im Siedler-Verlag erschienen, veranlasste Ulrich Wolff von Weidenfeld in der Folgezeit seine persönlichen Erlebnisse aus der NAZIZEIT in Mönchengladbach und in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg zu berichten.

Leben in katholischem Geist und Kunstverständnis

Ulrich Wolff von Weidenfeld hat mit der Eröffnung seines Juweliergeschäftes in Viersen 1954 seine berufliche Erfüllung gefunden. Seine Berufswahl, über die er mit seinem Vater, einem Justizbeamten, eingehend beriet, war mit Sicherheit die richtige Entscheidung für sein Leben. Denn wer schon als kleines Kind seine Neigung zur Kunst entdeckt und darin durch die Eltern gefördert wird, ist wie gefangen in einem tiefen Nachempfinden alles künstlerisch Ausgedrücktem. Als er fünf Jahre alt ist, nimmt ihn der Vater das erste Mal zum Besuch einer Kunstausstellung in Mönchengladbach mit.

Der Autor hat mit seiner frühkindlichen Wissensbegierde die Erwachsenen in Staunen versetzt und fühlte sich in der Schule seiner Freiheit beraubt. Seinen Wissensdrang hat er sich im Laufe seines Lebens bewahrt. Nur so war es möglich, diese intensive Abhandlung über das Zeitgeschehen in Deutschland und die nachhaltigen Schilderungen seines Erlebens zu veröffentlichen.

Die Familie von Weidenfeld ist ein 800 Jahre altes Geschlecht mit Klerikern, deren Ursprung bis in das Mittelalter zurückreicht. So ist es nicht verwunderlich, dass sich Ulrich mit Klerikern auseinandersetzt und bereits als Jugendlicher viele Fragen versucht für sich zu beantworten. In seiner Autobiografie widmet sich Ulrich Wolff von Weidenfeld immer wieder auch einschneidenden politischen Ereignissen, wie der RAF, der Friedensbewegung, den Achtundsechzigern, aber auch Unternehmern wie Willy Schlieker, der Rolle von Wolfgang Thierse als Präsident des Bundestages und dem ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der SPD im Bundestag Herbert Wehner.

Mit Entsetzen stellt der Autor fest, dass in den fünfziger Jahren Inkompetenz und Scharlatanerie auf dem Kunstmarkt zunehmen. Einige Museums-Experten erscheinen ihm dünkelhaft und überheblich. Zahlreiche Kunstreisen und Ausstellungsbesuche lassen ihn zu dem Schluss kommen, dass vor allem Werke solcher Künstler wie Josef Beuys mit seinem Kunstverständnis nicht in Übereinstimmung zu bringen sind, was auch das Schaffen des Beuys-Schüler Markus Lüpertz betrifft. Er wirft in diesem Zusammenhang die Frage auf: Wie viel Kunstverständnis bedarf es und wie groß sind die Irritationen? Sehr beeindruckt ist er, als er das von Werner Tübke geschaffene Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen sieht.

Den Betrachtungen zur Kunstszene schließen sich Lebenserinnerungen von Dr. Anton Heinen an, die eine ungekürzte Veröffentlichung aus dem Nachlass des katholischen Priesters, Gesellschaftsethikers und Erwachsenpädagogen sind.

Dr. Anton Heinen übernahm 1909 die Leitung der christlichen Erwachsenenbildung an der Zentrale des Volksvereins für das katholische Deutschland in Mönchengladbach (> Schulung für Lehrer, Gewerkschaftssekretäre und Hausfrauen).

Wenn Heinen zum Ende seiner Ausführungen darüber spricht, dass es gilt, den Verfall der Kultur aufzuhalten, so spricht er damit sicher Ulrich Wolff von Weidenfeld und vielen Kunstinteressierten aus dem Herzen. Ulrich Wolff von Weidenfeld kann bescheinigt werden, dass er in präzisen Studien und Beobachtungen entscheidende Aspekte des Erlebens in den vergangenen hundert Jahren beleuchtet und in sein eigenes Leben dann geschickt eingeflochten hat, und vor allem wichtige Impulse gibt, über das Wesen der Kunst und ihre Wirkungen auf den Betrachter neu nachzudenken.

Dr. Helga Miesch
01.02.2016

Ulrich Wolff v. Weidenfeld: 101 Jahre Deutschland von 1909 bis 2010

Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2015 668 S., € 19,80 ISBN: 978-3-8372-1633-2

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