Autobiographie

Prinz Louis Ferdinand

Die Schreiberin schwärmt und schwärmt und schwärmt. Um es in der ihr eigenen Ausdrucksweise zu sagen: Sie kriegt sich einfach nicht mehr ein! Schwärmt von der ersten bis zur letzten Seite. Der von der Schreiberin, Renate Fabel, so temperament- und teilnahmsvoll Umschwärmte ist Friedrich Ludwig Christian von Hohenzollern. Ihnen nicht bekannt? Weil sie kein Preußenschwärmer sind?

Sagen Sie bloß nicht, der Name sagt Ihnen auch nichts, wenn Sie nun lesen, daß der eben erwähnte Hohenzollernsproß nicht nur der Lieblingsneffe Friedrich des Großen war, sondern identisch mit Prinz Louis Ferdinand, den die Schreiberin als ein Sonnenkind des Geschlechts feiert. Dämmert da wirklich nichts? Pech gehabt! Es läßt sich gelassen weiterleben, ohne etwas von dem Vergötterten zu wissen. Es muß nicht mal Renate Fabels Buch "Prinz Louis Ferdinand und die Frauen" gelesen werden.

Allzu viel Außergewöhnliches war im kurzen Leben (1772-1806) des in der Liebe so Tüchtigen nicht. Was also rechtfertigt die ungehemmte Schwärmerei? Das, was der musisch wie militärisch (!) gleichermaßen Ambitionierte leistete? Nichts bewirkte was in der Welt und bewegte sie beschleunigt. Nichts bewirkte was in der Welt und bewegte sie beschleunigt. Das wagt auch die Schwärmerin nicht, nämlich dem Musiker und Militaristen überragende Leistungen anzudichten, denen die Nachwelt nicht gebührend huldigte.

Was ist das bleibende Berichtenswerte? Die geschlechtliche Potenz des Prinzen, der sich einer Hofdame nicht nur an den Rock heftete. Das sonnige Kind wurde als Sechzehnjähriger Vater. Kurzum: Der Bengel mußte nicht lange betteln und fackelte nicht. Muß man ja nicht so unmißverständlich, direkt äußern. Zumindest nicht, wenn man Renate Fabel ist. Statt von der Potenz des Prinzen-Penis zu sprechen, schwelgt die Autorin in Reden über den Blondgelockten, den Umworbenen, den Begehrten. Statt von Sexualität zu reden, fabuliert Fabel von Erotik.

Alles, was die Lebens- und Liebesleidenschaft des Prinzen ausmacht, verschwindet hinter dem samtbezogenen Paravent Fabel'scher Sprache. Die ist "verwandelt", wie die Autorin in anderem Zusammenhang sagt, mit jenen schmöckerhaften Liebesromanen, die Leserdienste verbreiten. Die Verschämtheit der Schwärmerin schwächt das Buch, das viel behauptet und wenig zu beweisen hat. Schön-Schwärmerei und sonst gar nichts! Fürs schlichte Gemüt!

Bernd Heimberger 
03.08.2006

 
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Das Buch:

Renate Fabel: Prinz Louis Ferdinand und die Frauen

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München: dtv 2006 260 S., € 15,00 ISBN: 3-423-24538-7

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