Autobiographie

Wie der Tod eben so spielt

Seine Tätigkeit hat etwas Mysteriöses an sich und eigentlich ist man froh, wenn man nichts mit ihm zu tun hat, dienstlich jedenfalls. Obwohl er mit großer Wahrscheinlichkeit auch einen jeden von uns eines - hoffentlich - fernen Tages in sein kühles Reich holen wird, um ihn auf seine letzte Reise vorzubereiten. Die Rede ist natürlich vom Bestatter. Um einen solchen handelt es sich auch bei Peter Wilhelm, der in seinem neuen Buch "»Gestatten, Bestatter!« Bei uns liegen Sie richtig" Einblicke in den Alltag seines ehrenwerten Berufslebens gibt.

Seit 30 Jahren ist der Autor nun schon im Bestattungswesen tätig. Angefangen hat alles mit seiner kaufmännischen Lehre in einem Bestattungshaus, in dem er bald schon selbst mit dem Tod in Berührung kam, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Als Nachfolger seines Ausbilders, dessen Tochter er heiratete, wurde Peter Wilhelm dann selbst Chef eines Bestattungsunternehmens. Als solcher hat er so einiges erlebt, das einerseits beweist, dass der Tod zum Leben gehört, anderseits aber auch vor Augen führt, dass es meist nicht die Toten sind, die Probleme machen, sondern deren Hinterbliebene.

So erzählt Wilhelm im angenehmen Plauderton von seinen Erlebnissen und nimmt dem Umgang mit den Toten so seinen Schrecken, wenn er beispielsweise über die Tätigkeiten seiner Mitarbeiter berichtet, wenn sie einen neuen Auftrag bekommen. Im Grunde läuft das alles ganz routinemäßig ab, vor allem wenn ältere Menschen nach einem erfüllten Leben friedlich aus demselben entschlafen sind. Aber da gibt es noch die anderen Fälle, die einem aufgrund ihrer Umstände ewig in Erinnerung bleiben. Und von diesen berichtet das vorliegende Buch.

Da ist zum Beispiel die beklemmende Geschichte der sechs Monate alten Maria, die aufgrund eines tragischen Missgeschicks ihrer Mutter zu Tode kommt, oder die rührende und betroffen machende Erinnerung an einen Vater, der seinen 15-jährigen Sohn zu Grabe tragen muss, welcher mit seinen Inlineskates tödlich verunglückt ist. Aber es gibt auch heitere Abschiede, wie die Beerdigung eines Tätowierers und Schönwetterrockers, auf der Bier getrunken wird, oder die Trauerfeier, die ein schriller Paradiesvogel für seinen verstorbenen Lebenspartner arrangiert. Und dann sind da noch die Begebenheiten, die Peter Wilhelm auf die Palme bringen, wenn sich verständnislose Wichtigtuer in den Vordergrund drängen, denen es eigentlich gar nicht um die Verstorbenen geht. Dann wird der Bestatter beim Erzählen so richtig schön "sargastisch".

Peter Wilhelm gelingt es mit seinem Buch, ein Thema, das in unserer Gesellschaft zu den absoluten Tabus zählt, auf sehr unterhaltsame Art und Weise in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken, ohne pietätlos zu werden oder den Toten gar ihre Würde zu nehmen. Bei aller Tragik, Lachen befreit und ist auch Bestattern erlaubt, genauso wie das Mitleiden mit denjenigen, die geliebte Menschen verloren haben. Das macht Peter Wilhelms Buch deutlich und schärft so auch das Bewusstsein des Lesers für den Tod. Mit der Lektüre von "»Gestatten, Bestatter!« Bei uns liegen Sie richtig" liegen Sie also in der Tat absolut richtig! 

Christian Götz
30.11.2009

 
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Das Buch:

Peter Wilhelm: »Gestatten, Bestatter!« Bei uns liegen Sie richtig

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München: Knaur Taschenbuch Verlag 2009
254 S., € 8,95
ISBN: 978-3-426-78241-5

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