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Schwelgen in Momenten der Geschichte

Vor achtundzwanzig Jahren sang Whitney Houston vom "One Moment in Time", die Hymne der Olympischen Sommerspiele damals im Jahre 1988 in Seoul. Sieben Olympiaden später begrüßte vor wenigen Wochen die brasilianische Metropole Rio de Janeiro die Jugend der Welt. Dabei wurden wie schon einst in Südkorea viele Momente für die Geschichtsbücher geschrieben. Usain Bolt komplettierte sein Triple-Triple und schwang sich damit unzweifelhaft zum größten Sprinter aller Zeiten auf; Michael Phelps steigerte sein Goldmedaillenkonto auf nunmehr 23 Stück und hat damit als erfolgreichster Olympionike aller Zeiten mittlerweile 14 Goldene
Vorsprung auf die Nummer Zwei dieser Rangliste, eine russische Turnerin aus dem vergangenen Jahrhundert. Doch auch aus deutscher Sicht gab es zahlreiche unvergessliche Momente in Rio, die es wert sind, nicht nur in den Köpfen, sondern auch auf Papier festgehalten zu werden.

Olympia-Bücher sind seit jeher eine Kunst für sich, schließlich zieren sie auf Jahrzehnte hin die Bücherregale sportbegeisterter Leser und sind daher für die verantwortlichen Autoren schon immer eine ganz besondere Ehre und Aufgabenstellung zugleich. Was einst jahrzehntelang einem Harry Valérien vorbehalten war, erledigen neuerdings Detlef Vetten als Autor und Ulrich Kühne-Hellmessen als Herausgeber im Gespann ganz vorzüglich. "Olympia 2016 - Stars & Spiele" heißt ihr neuestes Machwerk und beschäftigt sich selbstredend mit den XXXI. Olympischen Sommerspielen der Neuzeit, die vom 5. bis 21. August 2016 in Rio de Janeiro stattfanden. Seit einigen Jahren zeichnen die beiden verantwortlich für sämtliche Reminiszenzen an die großen Sportereignisse wie Olympische Spiele oder Fußball-Welt- und Europameisterschaften.

Nur vier Tage nachdem das Olympische Feuer in Rio erloschen war, erschien bereits das vorliegende Werk. Vetten und Kühne-Hellmessen legten somit zusammen mit dem Werkstatt Verlag offensichtlich einen Sprint hin, der sogar einem Usain Bolt zu Ehre gereichen würde. Beim ersten Eintauchen wird dem Leser sogleich auch klar, wie dieser terminliche Husarenritt gelingen konnte. "Olympia 2016" ist in Form eines Olympia-Tagebuchs verfasst worden, in dem Tag für Tag die Highlights der Spiele von Rio dokumentiert wurden. Der Leser mag hin- und hergerissen sein über diesen Ansatz. Natürlich bietet einem dieser die Möglichkeit, das eigene chronologische Erleben oder die geballte Parallelität von Highlights an einem bestimmten Wettkampftag erneut nachvollziehen zu können. Doch mag man sich auch fragen, ob einem in einigen Jahren, wenn man vorliegendes Buch wieder einmal aus dem Bücherschrank zieht, nicht eine Sportarten-bezogene Strukturierung einen besseren Überblick über dieses Event geben würde. Nun gut, ein solches Vorgehen würde einem garantiert nicht vier Tage nach der Schlussfeier bereits ein Buch über die Spiele bescheren.

Besagter Tagebuch-Aufbau wird flankiert von einem Vorwort von Detlef Vetten, in dem dieser nicht verschweigt, welche Last die Spiele von Rio bereits vor ihrer Eröffnung zu tragen hatten, und einem umfangreichen Statistikteil am Ende des Buchs. Zu jeder der 306 Entscheidungen sind jeweils die ersten Acht und etwaige weitere deutsche Teilnehmer gelistet, im abschließenden Medaillenspiegel wird keine einzige Medaille unterschlagen und selbst Österreich wird mit seiner einen bronzenen Medaillen entsprechend aufgeführt. Als weiteres Schmankerl hält das Buch ein Wendeposter bereit, auf dem zum einen eine geniale Aufnahme von Usain Bolt bei seinem 100-Meter-Triumph abgebildet ist und zum anderen alle deutschen Medaillengewinner auf der Bolt abgewandten Seite des Posters abgelichtet sind.

Wer die Bücher von Vetten und Kühne-Hellmessen zu Olympischen Spielen oder den fußballerischen Großereignissen kennt, weiß genau, was er von "Olympia 2016 - Stars & Spiele" zu erwarten hat, neben der inhaltlichen Expertise nämlich vor allem ein optischer Genuss in Sachen Sportfotografie. Dadurch wird das vorliegende Buch garantiert auch noch in Jahrzehnten den Leser in den August 2016 zurückversetzen und die Bilder in dessen Kopf zum Leben erwecken. Bilder zu großen Momenten in der Geschichte des Sports, wenn Fabian Hambüchen mit der letzten Turnübung seiner Karriere die langersehnte olympische Goldmedaille erringt, das deutsche Damen-Beachvolleyball-Duo an der Copacabana sich in die Herzen des Publikums schmettert, die deutschen Fußballer mit Gold und einem golden glänzenden Silber den WM-Triumph von 2014 veredeln oder das gerissene Kreuzband eines deutschen Turners den olympischen Geist wiederauferstehen lässt.

Christoph Mahnel
04.10.2016

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