Medien & Gesellschaft

Erben will gelernt sein

Auch wenn so manchem Hinterbliebenen sicherlich schon einmal das W?rtchen "Endlich!" beim Ableben eines schwerreichen Verwandten entfleucht sein mag, so folgte dieser Freude und Erleichterung nicht immer die Erf?llung der Erwartungen bez?glich eines ?ppigen Erbes. In vielen F?llen ist der Prozess des Erbens mit allerlei Schwierigkeiten behaftet, die einem den Ausruf "Endlich!" im Halse h?tten stecken lassen k?nnen, h?tte man zu dem Zeitpunkt schon um die bevorstehenden Schwierigkeiten gewusst.

Ber?hmte Menschen haben beim Erben dieselben Probleme wie Otto Normalverbraucher, wenn nicht sogar manchmal noch gr??ere bzw. gr??er erscheinende Probleme, da sie durch das Vergr??erungsglas der ?ffentlichkeit und Medien gesehen werden. Benedikt Grimmler hat in seinem Buch "Endlich! Die spektakul?rsten Erbf?lle" insgesamt 20 Erbf?lle sowohl aus der n?heren Vergangenheit als auch aus der Antike zusammengetragen und mit ihrer Vorgeschichte sowie dem meist schwierigen und weniger freundschaftlichen oder vielleicht auch tragischen Nachgang geschildert.

Neben einem gro?en Verm?gen haben die Verstorbenen in diesen F?llen nicht selten auch ein ganzes Weltreich oder aber die Rechte an ihrem geistigen Eigentum zu vererben, so z.B. bei Alexander dem Gro?en oder Marc Aurel und seinem Sohn Commodus. Ein Verm?gen zu vererben scheint einfach im Vergleich zu der Erblast, die ein Nachkomme mit der Regierungsgewalt ?ber ein ganzes Land oder Weltreich ?bernimmt, denn: Nicht nur Erben, sondern auch Regieren will gelernt sein.

Auch die Erbschaft der Rechte an geistigem Eigentum kann zu Familienzwist und Rechtsstreitigkeiten f?hren, wie der relativ aktuelle Fall des gefeierten schwedischen Krimiautors Stieg Larsson zeigt. Larsson verstarb 2004 unerwartet nach einem Herzinfarkt und hinterlie? drei vollendete Krimis - die "Millennium"-Trilogie -, die bis dato noch nicht ver?ffentlicht worden waren. Bekanntlich brachte ihm die postume Ver?ffentlichung nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch viel Geld; Geld, das mangels Trauschein nicht seine langj?hrige Lebensgef?hrtin, sondern Teile seiner Familie, zu denen er nur wenig Kontakt hatte, erhielt. Der Gang vor Gericht und der Kampf um die Tantiemen folgten.

Grimmlers kleine Geschichte des Erbens ist in vier Gruppen von Erbf?llen unterteilt: Da w?ren zum einen die gro?en Herrscher mit Alexander dem Gro?en, Marc Aurel und Kaiser Ferdinand von ?sterreich; zum anderen die K?nstler und Literaten wie Heinrich Heine, Luciano Pavarotti oder die Familie Mann. Nat?rlich d?rfen auch die Schwerreichen wie Rockefeller, die Bettencourts oder die Fugger nicht fehlen. Schlussendlich wird auch den schwierigen Familien(verh?ltnissen) eine Kategorie gewidmet, darunter die F?lle Hitler, Wittgenstein oder Kolumbus.

"Endlich! Die spektakul?rsten Erbf?lle" ist ein kurzweiliges Lesevergn?gen, bei dem man sich sowohl an den Problemen der Reichen und Ber?hmten weiden als auch die ein oder andere geschichtliche Information aufschnappen kann. Bestens geeignet auch f?r das selektive Lesen - man pickt sich je nach Lust und Laune einen Erblasser heraus. Ein striktes Lesen von der ersten bis zur letzten Seite des Buches ist f?r das Verst?ndnis und den Mehrwert nicht n?tig. Als Leser wird man sich trotz aller Selektion fr?her oder sp?ter doch von vorne bis hinten durch das Buch gearbeitet haben, da alle F?lle gleicherma?en interessant sind und die Neugier, was denn nun aus diesem oder jenem Erbe geworden ist, einen antreibt.

Sabine Mahnel 
07.01.2013

 
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Das Buch:

Benedikt Grimmler: Endlich! Die spektakulärsten Erbfälle

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München: Bucher Verlag 2012
223 S., € 19,95
ISBN: 978-3-7658-1906-3

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