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"Titanic": Fahrlässiger Kapitän , zu wenig Rettungsboote

Gr??er, schneller, besser - der knallharte Wettbewerb der Reedereien ist nicht erst ein Ph?nomen der modernen Kreuzfahrt. Der Untergang der "Titanic" vor 100 Jahren war auch dem Konkurrenzdruck geschuldet.

Zu wenig Rettungsboote, ein fahrl?ssiger Kapit?n und der Versuch, die wahren Ausma?e der Katastrophe herunterzuspielen. Die Vorw?rfe nach der Havarie der "Costa Concordia" am 13. Januar dieses Jahres vor der toskanischen Insel Giglio ?hneln in Teilen denen, die nach dem Untergang des Luxusliners "Titanic" vor 100 Jahren erhoben wurden.

Am 14. April 1912 lief die "Titanic" s?dlich der Neufundlandbank auf einen Eisberg auf. Und schon damals wurde der Konkurrenzkampf unter den Reedereien als wesentliche Ursache f?r die Katastrophe angesehen. "Um den Ehrgeiz der White Star-Line zu begreifen, mu? man wissen, da? es sich hier nicht nur um Alltagskonkurrenz handelte, sondern um ein hei?es Ringen, bei dem viele Millionen und der Weltruf auf dem Spiel standen."

So wird die Situation in einem B?chlein geschildert, das unmittelbar nach dem Untergang der "Titanic" ver?ffentlicht wurde. Der Primus Verlag hat jetzt ein Reprint der Originalausgabe Leipzig 1912 auflegen lassen und zus?tzlich mit historischen Abbildungen illustriert.

Schon damals kritisierten ?berlebende Passagiere, die "Titanic" habe elementare Vorsichtsma?nahmen "au?er acht gelassen; sie fuhr in der gef?hrlichsten Eisgegend mit voller Geschwindigkeit". Auf dem Weg vom englischen Southampton nach New York lie? der Kapit?n auf der Jungfernfahrt des Schiffs eine "unsinnige Rekordrennerei" zu, "um einige Stunden oder gar nur Minuten fr?her anzukommen als die Konkurrenz".

Trotz der Eisberge habe der Kapit?n "in der Stunde der Gefahr" in aller Ruhe diniert. Dieser Hochmut erinnert stark an Schilderungen von der "Costa Concordia". Der Kapit?n dort fuhr nach bisherigen Ermittlungen trotz Felsen und Untiefen zu nah an der Insel Giglio entlang.

Im Fall der "Costa Concordia", die mit mehr als 4200 Menschen an Bord havarierte, wurden die meisten gerettet. Beim Untergang der "Titanic" starben etwa 1500 Menschen. Sp?ter wurden mangelnde Sicherheitsvorkehrungen beklagt. "Es stellt sich heraus, da? das Riesenschiff nur 14 Rettungsboote und zwei Pinassen hatte, die mit knapper Not 800 Personen, genau so viele als gerettet wurden, aufnehmen konnten. H?tte das Schiff dreimal so viele Rettungsboote gehabt, so w?ren offenbar alle Menschen gerettet worden."

Die White Star Line, eine der gr??ten Schifffahrtsgesellschaften der damaligen Welt, versuchte nach dem Ungl?ck offenbar, die genaue Zahl der Passagiere auf der "Titanic" zur?ckzuhalten. "Die Zahl der Passagiere, einschlie?lich der Besatzung, (...) ist noch nicht einwandfrei festgestellt, weil die Direktion der White Star-Linie ein Interesse daran hat, diese Zahl m?glichst niedrig zu halten, um damit die Gr??e des Ungl?cks zu verschleiern. Aber 2300 bis 2400 Personen waren jedenfalls an Bord, als das stolze Schiff seine erste Fahrt, die auch seine letzte sein sollte, antrat."

Das Chaos auf der untergehenden "Titanic" muss gro? und der Kampf um die Rettungsboote erbittert gewesen sein. Die ?berlebenden widersprachen sich zum Teil erheblich. So berichtete ein Passagier, "die Ausbootung sei vollkommen ruhig vor sich gegangen", w?hrend ein anderer sich zu erinnern glaubte, "ein Teil der M?nner sei von den Offizieren mit vorgehaltenem Revolver abgehalten worden, sich in die Boote zu st?rzen".

Ruppert Mayr, dpa
23.04.2012

 
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Das Buch:

Der Untergang der Titanic. Nach Berichten von geretteten Augenzeugen. Reprint der Originalausgabe Leipzig 1912

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Darmstadt: Reprint Verlag Leipzig 2012
88 S., € 12,90
ISBN: 978-3-8262-3016-5

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